Vom Verlieren und Finden

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wilde hummel 1 Avatar

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Das Buchcover ist bereits eine sensible Erzählung: ein älteres Paar geht eng verbunden in eine einsame, nordische Landschaft. Es sind Máriddja, die ihre Krebsdiagnose erhält und Biera, ihr Ehemann, der zunehmend dement wird. Máriddja verschweigt ihm ihre Erkrankung, weil er ohne sie hilflos wäre. Beide leben zurückgezogen in sehr einfachen Verhältnissen. Tina Harnesk beschreibt die beiden mit großer Empathie und lässt dabei viel von der Volkskunde und der Kulturgeschichte der Samen einfließen. Das macht einerseits das Buch lehrreich und spannend, daneben fehlten mir persönlich vertiefende Erklärungen (gerne in einem Anhang am Ende des Buches). Neben dem älteren Paar wird in die Geschichte parallel ein junges Paar eingearbeitet. Auch wenn man es ahnt, bleibt jedoch der Zusammenhang der Protagonisten lange ungeklärt. Ein Bonmot sind die Dialoge, die Máriddja mit Sire (Siri) führt, die sie als real lebende Person wahrnimmt und das tastenlose Telefon für sie ansonsten nicht zu gebrauchen ist. Das verleiht dem Roman eine gewisse Leichtigkeit. Máriddja sehnt sich nach ihrem Pflegekind, ihrem Neffen, der nach vier Jahren von der leiblichen Mutter zurückgeholt wurde und den sie versucht, wieder zu finden. Zum Ende des Romans sind dann die Fäden endlich deutlich verknüpft. Die Sprache ist oft poetisch, teilweise wirken die Metaphern strapaziert ohne echten Bezug. Ein Buch, für das man ein wenig Geduld braucht, ist es doch auch eine weite Reise hoch in den Norden.