Der Weg in die Freiheit

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enzian Avatar

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Die junge Botschaftsmitarbeiterin Judith Gontrau ist im Sommer 1989 an der deutschen Botschaft in Prag beschäftigt. Es ist die Zeit, als Tausende DDR-Bürger nach Prag gelangen und über den Zaun in die deutsche Botschaft flüchten. So auch der zweiunddreißigjährige Tobias aus Halle an der Saale und sein dreijähriges Töchterchen Jasmin. Tobias Frau Doreen hat Republikflucht begangen. In der Folge durfte Thomas seinen Beruf als Fotograf nicht mehr ausüben und war den Schikanen der Staatssicherheit ausgesetzt. Er hat nichts zu verlieren und hofft auf einen Neubeginn in der BRD. Judith fühlt sich bald zu dem alleinerziehenden Vater hingezogen und ihre Gefühle werden erwidert.


Das schön gestaltete Cover hat mich sofort auf das Buch eingestimmt. Theresa Herold versteht es, den Leser durch ihren bildhaften Sprachstil sofort in Bann zu ziehen. Sie beschreibt die Verhältnisse in der DDR im Jahr 1989 sehr authentisch. Zu dieser Zeit habe ich selbst in Halle, der Heimatstadt des Protagonisten Tobias, gelebt und die Wende erlebt.

Das Buch ist in Kapitel untergliedert, in denen die sympathischen Romanfiguren Judith und Tobias abwechselnd zu Wort kommen und die jeweilige Situation aus ihrer Sicht schildern. Der Mut von Tobias, mit seiner kleinen Tochter Jasmin die gefährliche Flucht aus der DDR zu wagen, hat mich sehr beeindruckt. Darüber hinaus zögert Tobias in Prag nicht, auch unter schwierigen Bedingungen in der völlig überlasteten Botschaft mit anzupacken. Judith erweist sich als sehr warmherzig, ihr liegt vor allem das Wohl der Kinder am Herzen.
Zwischen den einzelnen Kapiteln gewährt die Autorin einen Blick in die Vergangenheit der kleinen Familie, auch mit Doreen.

Theresa Herold hat in ihrem historischen Roman ein wichtiges Stück deutscher Geschichte aufgegriffen. Sie schildert sehr anschaulich die schwierige Situation in der deutschen Botschaft in Prag angesichts Tausender Flüchtlinge und sich verschlechternder Wetterbedingungen. Besonders ergreifend das Ende der Anspannung, als der damalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher die Ausreise der Flüchtlinge in die BRD verkündete.
Die Autorin hat die historischen Fakten ihres sehr emotional geschrieben Buches geschickt mit einer netten Liebesgeschichte verbunden. Ich habe mich mit diesem Roman sehr gut unterhalten gefühlt, vergebe fünf Sterne und spreche eine Leseempfehlung aus.