Bewegende Kinderschicksale

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
enzian Avatar

Von



Der Prolog beginnt mit zwei verzweifelten, ängstlichen Kindern, die eine Flucht planen. Dann lernt der Leser eine ältere Dame kennen, die Südtirolerin Edna. Sie verfolgt gerade die Nachrichten einer deutschen Zeitung, als sie plötzlich das Bild eines Mannes entdeckt, den sie kennt. Es handelt sich um ihren Kinderfreund Jacob und weckt alte Erinnerungen an ihre Kindheit und eine damit verbundene Freundschaft, die lange zurückliegt. Diese Erinnerung ist aber auch mit einer Schuld verbunden, die Edna bislang nie begleichen konnte. Nun sieht sie die Gelegenheit dazu und begibt sich gemeinsam mit ihrem lustigen Papagei Emil auf eine Reise in die Vergangenheit mit der Stadt Ravensburg als Ziel. Auf ihrem Weg begegnet sie unterschiedlichen Menschen, die ihr helfen, von denen sie aber auch lernt.



Bereits das eindrucksvoll gestaltete Cover mit dem ärmlich gekleideten kleinen Mädchen, das mit aller Kraft Halt zu finden sucht, hat mich zutiefst berührt. Romina Casagrande hat ihren Roman dem Schicksal der Schwabenkinder gewidmet, die in großer Not von ihren Eltern an Bauern in Schwaben verkauft wurden und dort unter unmenschlichen Bedingungen schwer arbeiten mussten. Oftmals waren diese armen Kinder erst fünf Jahre alt.
Der Autorin gelingt ein flüssiger Einstieg in einen Roman, der in zwei Zeitebenen spielt und von einer wahren großen Kinderfreundschaft unter schwierigsten Bedingungen erzählt. Gerne habe ich Edna auf ihrer beschwerlichen, von der Autorin ausdrucksstark und fantasievoll geschilderten Reise begleitet. Neben der eindrucksvollen Bergwelt nimmt die Kraft der Natur sowie die Hilfsbereitschaft völlig fremder Menschen einen breiten Raum rein. Besonders beeindruckt hat mich die Energie, mit der Edna trotz aller Widrigkeiten ihre Reise fortsetzt, um ihr Kindheitstrauma zu bewältigen, was ihr am Ende der Erzählung auch gelingt. Romina Casagrande hat ihre Protagonisten mit viel Liebe und sehr authentisch gezeichnet. Vor allem sind mir Edna und Jacob ans Herz gewachsen, deren Schicksal unter die Haut geht. Der lustige Papagei hat die Erzählung auf angenehme Weise aufgelockert. Auch wenn mir einige Passagen sowie Begegnungen im Roman etwas langatmig vorkamen, vergebe ich gerne fünf Sterne und spreche eine Kaufempfehlung aus.