Bewegende Reise

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hundeliebhaberin Avatar

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Edna, die recht abgeschieden in einem kleinen Südtiroler Ort lebt, entdeckt in einer deutschen Zeitschrift ein Foto von Jacob - ihrem Freund aus Kindertagen. Gemeinsam waren sie auf dem Hof eines Großbauern in Ravensburg, wo sie hart schufteten und eine tiefe Freundschaft entwickelten. Nun macht sie sich mit dem Papagei Emil erneut auf den Weg nach Ravensburg, um Jacob nach etwa 80 Jahren endlich wieder zu sehen und eine alte Schuld einzulösen.

Romina Casagrande legt hier einen sehr ruhigen, teilweise fast sperrigen Schreibstil an den Tag, mit dem sie Ednas Eigenheiten, ihre Beziehungen zu ihren Mitmenschen und den Kindheitserinnerungen schildert. Dabei finden regemläßige Wechsel zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit statt und Kapitel für Kapitel erhalten Leser*innen immer mehr Informationen über die Geschehnisse auf dem Hof.

Der historische Ausgangspunkt des Romans sind die Schwabenkinder, die während des 18. bis 20. Jahrhunderts auf deutsche Höfe geschickt wurden, um dort zu arbeiten, und teilweise Schreckliches erfahren mussten. Edna gelang damals die Flucht, doch es wird schnell klar, dass es damals einen unvorhergesehenen Bruch zwischen ihr und Jacob gab.

In der Gegenwartserzählung kämpft Edna gegen Hürden auf ihrer Reise, begegnet ungewöhnliche Persönlichkeiten, zu denen sie schnell einen Draht aufbaut, denen sie Teile ihrer Geschichte offenbart und daraufhin Zuspruch, Bewunderung und tatkräftige Unterstützung erhält.

Das hohe Alter, in dem Edna sich befindet, und einige Szenen wirken sehr ausgedacht und unrealistisch, aber im Zuge des Ziels und des Tons des Romans konnte ich mich darauf einlassen und Edna auf ihrer emotional aufreibenden Reise begleiten.

Ein schönes Buch, das durch historisches Fundament, eine starke Protagonistin und eine intensive Erzählweise überzeugt.