Edna auf der Suche nach ihrem Jugendfreund

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Das Buch über Edna und Jakob geht weit zurück in die Vergangenheit und behandelt zunächst einmal deren Schicksal als Schwabenkinder. Auch wenn ich darüber schon viel gehört habe, hat mich deren Verkauf auf Bauernhöfe von Südtirol nach Schwaben wieder erschüttert. Die Autorin beschreibt in gut lesbarer Erzählform, wie arme Bergbauern ihre Kinder nach Schwaben an reiche Bauern verkauften in der Hoffnung, daß es ihnen dort besser gehen würde. Aber weit gefehlt. Sie mußten dort schwerste Arbeiten verrichten, bekamen nicht ausreichend zu essen und waren erbarmungswürdig untergebracht. Schrecklich zu lesen ist, daß die Mädchen nicht vor den Übergriffen der Knechte geschützt wurden.

Edna und Jakob beschließen, aus ihrer Gefangenschaft zu fliehen und bereiten ihre Flucht akribisch vor. Bei dem Fluchtversuch werden sie getrennt. Nur Edna entkommt mit einem Papagei, der eigentlich Jakob gehört.

In einem Zeitsprung erleben wir Edna, die allein in ihrem Haus in Tirol wohnt, immer dabei auch noch nach fast 80 Jahren Emil, der Papagei. Von Jakob weiß man leider nichts, aber Edna hat ihn nie vergessen. Ein Bild in einer Zeitschrift, das den verunglückten Jakob während eines Unwetters zeigt, ist für Edna Anlaß genug, sich auf die Reise und Suche nach Jakob zu machen.

Interessant am Buch fand ich die Schilderung über die Schwabenkinder. Ein wirklich trauriges Kapitel in der deutschen Geschichte.

Ednas Reise hat mich nicht überzeugen können. Daß sie Jakob wiederfinden wollte, kann ich gut nachvollziehen, aber die ihr in dem Buch zugemutete Reise kann nach meinem Dafürhalten eine Frau in ihrem Alter nun wirklich nicht durchstehen. Daß sie lauter Gutmenschen begegnet, die ihr ständig Hilfe anbieten, ist meines Erachtens auch völlig unrealistisch. Und die Erschwernisse, die das Mitschleppen von Jakobs Papagei mit sich bringt, sind grotesk. Hier hätte die Autorin lieber einen Geldspender für Edna finden sollen, der ihr eine Fahrkarte kauft, damit sie ihr Reiseziel auf unproblematische Art und Weise erreichen kann. Die Erzählung der Reiseabenteuer fand ich zu langatmig und nicht immer sehr überzeugend. Hier hat die Autorin zu viel Phantasie hineingelegt

Ich hatte mir mehr von dem Buch erwartet. Hier wären viele Seiten weniger mehr gewesen.