Ein beeindruckender Weg zurück in die Vergangenheit

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Was für eine beeindruckende Geschichte. Es geht um wahre Freundschaft, tiefe Gefühle, düstere Geheimnisse und eine verdrängte Vergangenheit. Edna, Jakob und Emil – was für ein lebenslanges Gespann hätte das werden können. Aber es sollte nicht sein. Die Armut der Südtiroler Familien zwingt die Eltern ihre Kinder zur Arbeit nach Schwaben, zu reichen Großbauern, zu senden. Edna und Jakob sind zwei der 'Schwabenkinder' und erleben auf dem Bauernhof harte Arbeit, Ausbeutung und Grausamkeit. Auf einem Markt erwirbt Jakob Emil, den Papagei, der ab dann ein Teil des Dreiergespanns wird. Jakob, der Mutige, schützt und hilft Edna wo er kann. Die enge Freundschaft der beiden hilft beiden, um das harte Leben überhaupt aushalten zu können. Lange planen sie ihre Flucht, um dem Leiden zu entgehen. Zu ihrem großen Unglück verlieren sich die beiden dabei. Jahrzehnte später sieht Edna zufällig einen Zeitungsbericht, in dem über Jakob berichtet wird. Obwohl Edna mittlerweile hochbetagt ist beschließt sie umgehend sich, zusammen mit Emil, auf den langen Weg zurück zu Jakob zu begeben. Nun beginnt ihre unglaubliche Reise, auf denen sie viele verschiedene Menschen trifft mit erstaunlichen Erlebnissen. Es ist jedoch auch ein Weg zurück in die Vergangenheit, der sie zwar an ihre Grenzen führt, sie aber dennoch immer bei sich selbst bleibt.
Der Roman hat mich unglaublich beeindruckt. Die Schatten der Vergangenheit, die den Lesenden, in unnummerierten Kapiteln, konfrontieren, werden Stück für Stück und in beklemmenden Bildern ans Licht gebracht -begleitend zur aktuellen Geschichte. Eigentlich könnte die Geschichte eine Art Roadmovie sein, aber das wäre zu einfach. Die Gedanken und Auseinandersetzungen Ednas, der Protagonistin, auf ihrem Weg zu ihrem -weit mehr als nur- Jugendfreund, werden in gefühlvoller, fast zarter Sprache geschildert. Der Charakter Edna zeigt eine zwar alte, aber zielgerichtete sowie jederzeit lebensbejahende und nach vorne blickende starke Frau. Und nein, sie ist auf keinen Fall eine Zimperliese.
Für mich ist es eine sehr nahe gehende Geschichte, bei der ich mitgelitten habe, die mich teilweise wütend gemacht hat, bei der ich gerne mitgeholfen hätte und die dennoch so voller Hoffnung und Zuversicht ist, dass ich mir gewünscht hätte sie würde noch ewig weitergehen.