Eine alte Schuld

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mel.e Avatar

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"Als wir uns die Welt versprachen" ist eine sehr interessante Story, die mir gut gefallen hat, wenn man außer Acht lässt, das viele Begebenheiten die hier geschildert werden, so niemals hätten stattfinden können. Eine Frau über 90, die die Alpen mit einem Handkarren überquert erscheint mir maßlos übertrieben. Wenn man also über das eine oder andere hinwegsieht, wird man eine Story lesen, die historische Hintergründe beinhaltet, die mich sehr bewegten, eine missglückte Flucht und ein Wiedersehen nach 80 Jahren auf einem Zufall begründet. Manchmal wünscht man sich ein Happy End, welches leider komplett anders ausfällt wie erwünscht und daher eine ganz traurige Note hinterlässt.
Das Leben der "Schwabenkinder" ist bildlich und hervorragend eingesetzt. Mir fiel es schwer manche Begebenheiten. die Edna betreffen zu lesen, da sie schockieren und am meisten deshalb, weil Edna diese Erinnerungen ganz tief in sich vergraben hält. Wem hätte sie sich auch anvertrauen sollen?
Faszinierend innerhalb der Geschichte ist der Papagei, der ebenfalls schon einige Jahre auf dem Buckel hat und Edna auf ihrer Suche nach Jacob begleitet. Er muss einige Federn lassen, bis er am Ziel ankommt. Würde Edna nicht immer wieder Hilfe von Mitmenschen bekommen, wäre dieses Roadmovie nicht möglich gewesen und sie hätte aufgeben müssen. Die Reise ist beschwerlich und auch hier und da sehr unglaubwürdig, aber dennoch gibt es hier ganz viel Charme und auch Sympathiepunkte an die, die behilflich sind, Edna auf ihrer Suche zu unterstützen und natürlich an Edna selbst, die kauzig und liebenswert wirkt. Durch die Einblicke innerhalb ihrer Kindheit ist vieles verständlich, was ihre Persönlichkeit betrifft. Der Schrecken und das Erleben innerhalb der Armut und des Krieges machen deutlich, wie Menschen dadurch geprägt werden. Edna fühlt sich schuldig, daher macht sie sich auf die Suche nach dem Freund ihrer Kindertage, um diese zu begleichen.
Insgesamt ein Roman, der mir sehr zugesagt hat, auch wenn ich einiges überspitzt, unglaubwürdig und nicht rund empfand, möchte ich dennoch eine Leseempfehlung aussprechen. Ednas Abenteuer sind witzig und wer die Story nicht ganz so ernst nimmt, wird einen gelungenen Roman lesen, der vielleicht hier und da ein Augenzwinkern benötigt, damit man seine Schwächen nicht ganz so stark wahrnimmt.