Guten Morgen, Zimperliese!

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bavaria123 Avatar

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Von Südtirol sind zwischen dem 18. und dem 20. Jahrhundert viel zu viele Kinder aus ihren völlig verarmten Familien aufgebrochen um auf den wohlhabenden Höfen Oberschwabens zu arbeiten. Diese "Schwabenkinder" waren arg jung, zwischen 5 und 15 Jahren, und lebten oft wie Sklaven.
Die fiktiven Figuren in Romina Casagrandes Buch "Als wir uns die Welt versprachen" sind zwei von ihnen.

Das Coverbild hat mich sehr angesprochen. Dieses Mädchen mit den durchdringenden Augen. Und der Klappentext hat mich dann richtig neugierig auf das Buch gemacht.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt. Zum einen ist es ein Rückblick, Edna als junges Mädchen. Dann Edna als gut 90 jährige Frau, die sich mit dem Papagei Emil auf die große Reise begibt. Und weiterhin die Nachbarin Adele, die sich Sorgen um Edna Weiss macht.

Man erfährt einiges aus dem Leben der Schwabenkinder. Das hat mich tief berührt und oftmals den Kopf schütteln lassen.

Dagegen ist Ednas Odyssee von Südtirol über die Berge und Grenzen nach Ravensburg teilweise humorvoll und skurril. Leider nicht immer glaubhaft, wobei ich überlege, ob es Metaphern sein sollen, die ich so aber nicht erkenne. Ein wenig habe ich mich an den "Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg und verschwand", aber auch an "die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry" erinnert gefühlt. Die Geschichte von Edna und Jacob ist irgendwie dazwischen angesiedelt.

Bei den Beschreibungen rund um den Papagei Emil merkt man, dass die Autorin weiß, wovon sie schreibt. Immerhin leben in ihrem Haushalt drei Papageien.

Ich empfinde "Als wir uns die Welt versprachen" als intensives Buch, mit vielen Emotionen. Manchmal wird es mir jedoch zu unglaubwürdig und an manchen Stellen zieht es sich auch ein wenig in die Länge. Alles in allem ist es aber ein tiefgründiges Buch mit einer starken Protagonistin.

Ich vergebe sehr gerne vier Sterne.