Paradiesvogel

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wal.li Avatar

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Die alte Dame Edna Weiß lebt allein in ihrem Haus mit Garten in Tirol. Der Papagei Emil, der sich manchmal wie ein Paradiesvogel fühlt, ist ihr einziger Gefährte. Ihr ganzes Leben lang hat Edna an Emils ersten Besitzer gedacht, den Jungen Jakob, mit dem sie als Schwabenkind im fernen Deutschland geschuftet hat. Jakob hat ihr vor langen Jahren zur Flucht verholfen und sie haben sich nie wieder gesehen. Und nun hat sie in einer Zeitschrift von Jakob gelesen und endlich macht sie sich auf den Weg zu ihm, Emil im Schlepptau. Auf dem Weg ist es unvermeidlich, dass die Erinnerungen aufsteigen.

Die Autorin hat mit ihrem Debüt ein Thema aufgegriffen, von dem vielleicht nicht so viel bekannt ist. Bis ins letzte Jahrhundert hinein wurden Kinder aus kargen Gegenden Norditaliens nach Süddeutschland geschickt, um dort auf Bauernhöfen teilweise sehr schwere Arbeiten zu verrichten. Man kann sagen, die Kinder wurden verkauft und wie ein Besitz wurden sie dann häufig auch behandelt. Dass da der Gedanke an eine Flucht aufkommen kann, verwundert nicht. In welcher Zwangslage müssen die Eltern gewesen sein, um ihre Kinder zeitweilig gegen Geld aufzugeben. Um ihren Jugendfreund zu besuchen geht Edna diesen schweren Weg erneut und lässt die Erinnerungen auf sich wirken. Gleichzeitig steht sie neuen Begegnungen offen gegenüber.

Ein kleines literarisches Denkmal für Kinder, die auf dem Weg und auch bei den Bauern etliches durchleiden mussten, welche eine wunderbare Idee. Geschichtliches in eine berührende Geschichte verpackt, dass lässt einen sicher zu solch einem Roman greifen. Nur geraten manche Beschreibungen etwas verschwommen und Edna wirkt manchmal etwas sehr versponnen, so dass man ihr kaum abnehmen kann, dass sie diesen beschwerlichen Weg schaffen kann. Dennoch bleibt die sympathische alte Dame präsent und man drückt ihr die Daumen, dass sie ihr Ziel erreicht. Ein schöner Familienroman, mit dem ein Thema aus dem Vergessen geholt wird, dass diese Aufmerksamkeit wirklich verdient.

3,5 Sterne