Auf mystischen Wegen

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Im Debütroman „Als wir Vögel waren“ der Autorin Ayanna Lloyd Banwo geht es um kein geringeres Thema als um die Liebe und den Tod. Die Autorin nimmt uns dazu mit nach Port Angeles, Trinidad. Wer einen Roman mit dem rhythmischen karibischen Flair erwartet, welches von romantischen Urlaubskatalogen herrührt, wird dabei allerdings enttäuscht.

Aus einer finanziellen Not heraus, nimmt der Protagonist Emmanuel Darwin, auf der Suche nach seinem ihm unbekannten Vater, eine Arbeit auf dem größten Friedhof der Stadt an. Und das, obwohl ihm als Rastafari der Umgang mit den Toten untersagt ist und er sich damit den Unmut seiner Mutter zuzieht.
In einem zweiten, parallelen Handlungsstrang steht die junge Yejide im Mittelpunkt der Geschichte. Sie wächst in einer frauendominierten Familie auf. Jede Mutter gibt an ihre Tochter das Wissen über Bräuche, Mythen und den Umgang mit den Toten weiter. Auf der Schwelle zwischen dem Leben und dem Tod begleiten sie die Geister ins Jenseits, beobachten sie, sprechen mit ihnen. So auch bei Yejides eben verstorbener Mutter, mit der sie zu Lebzeiten ein eher kühles Verhältnis verband („Sie kennt ihre Mutter nur durch Momente, die anderen galten“ S.83).
Mythische Vorstellung und überlieferte Familientraditionen begleiten Darwin und Yejide, deren Wege sich beinahe selbstverständlich und unausweichlich kreuzen und sich zu einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte verflechten.
Die Autorin erzählt feinfühlig und poetisch. Sie lässt vor allem den phantastischen, magischen Momenten Yejides viel Raum. Wer sich darauf einlässt, den erwartet ein stimmungsvoller, bildreicher und literarisch ansprechender Roman.