Erstaunliche Kürze und daraus entstehende Textdichte

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
zebra Avatar

Von

Schauplatz Trinidad – das ist doch mal etwas anderes. Eine unbekannte Autorin … Neuentdeckung oder Zeitverschwendung?
Die Geschichte spielt in Trinidad, genauer gesagt Port Angeles und erzählt von 2 Menschen, die mit sich bzw. ihrem Schicksal oder der Rolle in ihrem Leben kämpfen. Auf einem Friedhof begegnen sich die beiden: Darwin und Yejide – er ehemaliger Rastafari und nun Totengräber auf der Suche nach seinem Vater, sie ist gerade dabei, ihre Mutter zu beerdigen, ein großes Ding in einer Familie mit starker Bindung an ihre Toten. Die Anziehung zwischen den beiden kann man kaum anders als magisch nennen und letztlich heilt diese offenbar tiefer wurzelnde Liebe beide.

So wenig mal zur Handlung, um nicht zu viel vorwegzunehmen. Aber die Handlung ist auch nicht das Entscheidende. Das ist vielmehr die entstehende Atmosphäre, die durchaus erkleckliche Anzahl auch unerfreulicher Themen (Verlust, Tod, Schmerz, Entbehrung) neben Liebe und Magie. Ohne die würden die Figuren wohl nicht so zueinander finden, was beliebig bzw. gewollt wirken kann, denn Verbindendes gibt es (offensichtlich) kaum zwischen den beiden. Die Sprache ist abwechslungsreich, gekennzeichnet vor allem durch ihren teils feinen Humor, teils aber auch einer gewissen Schärfe mit lyrischen Einschlägen. Was jedoch das Erstaunlichste ist, das Ayanna Lloyd Banwo gelungen ist: Die Kürze und daraus entstehende Dichte ihres Textes – mal wieder jemand, der sich traut, die Seitenzahl nicht künstlich hochzutreiben. Damit fällt „Als wir Vögel waren“ in die Kategorie Neuentdeckung (mit Luft nach oben).