Magisch und düster

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sophia.wons Avatar

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Die Autorin entführt ins karibische Trinidad, erzählt von alten Legenden über die Toten, Lebenden und dem durchlässigen Schleier dazwischen. Ein Großteil des Buches dreht sich um die Arbeit auf dem magischen, alten Friedhof Fidelis, auf dem sich mysteriöse Geister herumtreiben und eine Gruppe zwielichtiger Totengräber, die Emmanuel/Darwin in ihre Machenschaften reinziehen. Außerdem geht es um Yejide, die mit ihrem übernatürlichen Familienerbe kämpft und die sehr komplizierte Beziehung zu ihrer Mutter, die sie nicht liebt.

Leider fand ich alle Beziehungen - seien es Freundschaften oder die Liebesgeschichte - zu vage dargestellt. Vertrautheiten habe ich kaum nachempfinden können. Tiefsinnige Dialoge zwischen den Figuren haben sich mir das ein oder andere Mal nicht erschlossen. Das lag möglicherweise auch an der Metaphernwahl.

Trotzdem fand ich es sehr interessant, über Darwins Identitätssuche zu lesen. Wie er sich um seine Familie kümmert, in Kauf nimmt, etwas zu tun, dass eigentlich gegen seine Werte spricht, um seiner Mutter und sich ein gutes Leben zu ermöglichen. Ich mochte seine ruhige, besonnene Art, sein Feingefühl, vor allem auch im Umgang mit den Trauernden, die ihm während seiner Arbeit begegnen. Sein Zwiespalt zwischen dem, was er glaubt, tun zu müssen und seinen Ängsten - das alles hat die Autorin sehr gut rübergebracht. Auch die mystische, melancholische Atmosphäre hat mir sehr gefallen. Aufgrund der Thematik bestimmt auch ein schöner Roman für den Herbst.

Mit Yejides Kapiteln habe ich mich etwas schwerer getan, das lag aber auch viel daran, dass ich viel zu wenig über sie und ihr Familienerbe wusste. Die Enthüllungen kamen mir viel zu spät. Ich hatte ständig das Gefühl, mir würden Informationen fehlen, um alles richtig verstehen zu können.

Insgesamt ein interessanter Roman, der mich aber nicht komplett überzeugen konnte.