Sprachlich hervorragend, aber zu morbide

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aurora79 Avatar

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Ich habe das Buch „Als wir Vögel waren“ von Ayanna Lloyd Banwo gespannt zur Hand genommen, sprach mich doch das poetische und farbintensive Cover mit seinen ausdrucksstarken Formen und Motiven an. Ich erwartete also ein sprachlich ansprechendes, lebensbejahendes Buch. Schon die ersten Seiten zeigten die große Stärke des Romans: die plastischen Schilderungen, die Bilder vor dem Auge entstehen lassen. Leider schaffte der Roman es nicht, mich inhaltlich zu überzeugen. Zwar entspricht die Rahmenhandlung einem Liebesroman, aber er ist bei weitem nicht lebensbejahend. Behandelt wird der Tod (wenn er auch nicht wirklich erörtert wird).
Der Roman vereint zwei Erzählstränge: Zum einen den von Yejide, die von ihrer Mutter die Fähigkeit erbt, die Toten sehen zu können, und derjenige von Darwin, der als Totengräber arbeiten muss, um seiner Mutter Geld überweisen zu können.
In der ersten Hälfte des Romans begegnen diese Personen sich nicht bzw. kaum. Dabei gleichen die Schilderungen, die Yejides Familie betreffen, einem morbiden, mystifizierenden Familienroman. Der Tod durchdringt ihr komplettes Dasein. So erfahren wir auf vielen Seiten, dass ihre Familie schon immer mit den Toten verbunden gewesen ist. Über den Tod lernt sie auch Darwin kennen.
Die ihn betreffenden Schilderungen gleichen mehr einer Milieustudie. Und diese Darstellung ist interessant. Ich hätte gern mehr davon gelesen.
Das Buch ist zu empfehlen für Menschen, die Sprache lieben, denn die Sprache ist wunderschön, ebenso sind die Schilderungen plastisch. Fremde Welten erscheinen vor dem inneren Auge. Dennoch versteift sich der Roman zu sehr auf die Todesthematik, ohne hierbei inhaltlich in die Tiefe zu gehen.