Wenn die Corbeaux kreisen

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miro76 Avatar

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Ayanna Lloyd Banwo entführt uns mit ihrem Roman auf die karibische Insel Trinidad und Tobago. Wir lernen Emmanuel Darwin kennen, ein Rastafari, der sich seiner Haare und somit seiner Wurzeln entledigt, um eine Job auf einem Friedhof anzunehmen. Einem Rastaman ist es nämlich nicht erlaubt Tote anzusehen. Seine Mutter kann ihm das nicht verzeihen und seinen Vater kennt er nicht.

Und wir lernen Yejide kennen, die auf dem Berg lebt und auf die Welt unten nur hinabsieht. Sie wächst in einer matriachalen Gesellschaft auf, in der den Frauen ganz besondere Rollen zukommen. Ihre Familie sorgt seit Generationen für die Menschen auf dem Berg.

Als es für ihre Mutter Zeit wird, diese Welt zu verlassen, ärgert sich Yejide, denn sie ist noch nicht eingeweiht in die Geschäfte der Familie. Ihre Mutter soll sie zu sich rufen, doch ist sie dafür noch stark genug? Yejide hatte nie ein gutes Verhältnis zu ihrer Mutter. Diese war immer nur auf ihre Geschäfte und ihre Zwillingsschwester fixiert. Für andere Menschen schien da kein Platz zu sein.

Zwischen Yejide und Emmanuel entwickelt sich zwangsläufig eine Beziehung. Erstmals sehen sie sich in der Zwischenwelt, nur Emmanuel findet sich leider verstrickt in krumme Geschäfte und sieht keinen Ausweg aus seiner misslichen Lage. Da möchte er Yejide nicht mit reinziehen. Doch Yejide birgt eine ganz andere, ureigene Kraft, die weltliche Belange niemals beugen können.

Wer sich hier eine romantische Liebesgeschichte erwartet, liegt gänzlich falsch. Die Liebe scheint eher selbstverständlich. Die Wege der beiden wirken vorgezeichnet. Ein Abweichen wird nicht geduldet. Sie müssen sich ihren Aufgaben stellen. Die Mythologie um Leben und Sterben in Port Angeles wird hier in kraftvollen Bildern beschrieben und ich konnte mich gut in diese fremde Kultur einfühlen.

Die matriachalen Strukturen auf dem Berg prallen gegen die fiesen Mächte einer Stadt voller Gauner und Ganoven und so wird der Roman fast zu einem Krimi. Doch auch die Liebe kommt nicht zu kurz. Nur geht es häufig um die Liebe zwischen Lebenden und Toten - eine ganz andere Form der Liebe, als durch den Klappentext erwartet.

Trotz anfänglicher Schwierigkeiten hat mich das Buch gut unterhalten. Nach einiger Anlaufzeit fand ich die Geschichte sehr spannend, auch wenn mir die Figuren irgendwie fremd geblieben sind. Somit empfehle ich dieses Buch allen, die an mythologischen Geschichten interessiert sind und ein bisschen Durchhaltevermögen haben, denn man braucht eine Weile, um sich in dieser Welt einzufinden.