Vergessene Heldin

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frollein_wunderbar Avatar

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Mir war der Name Althea Gibson völlig unbekannt. Hand aufs Herz, wem ist die erste Afroamerikanerin, die einen Grand-Slam-Titel gewann, die erste, die auf dem Cover der "Sports Illustrated" und der "Time" abgebildet war, ein Begriff? Sie hat den Weg für mir bekanntere Tennisspielerinnen wie Venus und Serena Williams geebnet, denn als Althea als Talent entdeckt wurde, herrschte strikte "Rassentrennung" auf dem Platz, zu Turnieren wurde sie absichtlich oder "versehentlich" nicht zugelassen.
Dieses Buch erzählt ihre Geschichte, wie sie aufwuchs, ihre Karriere - und ihr bedauernswertes Ende.

Es handelt sich hierbei weniger um eine Biografie als um eine Dokumentation, ich finde es auch in Hinblick darauf schade, dass der Originaltitel "The Match" geändert wurde, besonders der Untertitel, so dass lediglich Althea im Focus steht. Es geht nämlich um ein Zusammenspiel der beiden Freundinnen Althea Gibson und Angela Buxton. Wie sie GEMEINSAM gegen alle Widerstände kämpften und Sportgeschichte schrieben, als sie in Paris und Wimbledon das Damendoppel gewannen. Lange Zeit danach sorgte Angela mit zwei Spendenaktionen dafür, die durch teure Arzt- und Behandlungskosten finanziell ruinierte Freundin vom Selbstmord abzuhalten. Althea Gibson starb 2003 nach mehreren Schlaganfällen, Angela Buxton 2020.

Die Erstveröffentlichung erschien im bereits vor 7 Jahren, nun wurde das Buch erstmals ins Deutsche übersetzt.
Ich muss leider sagen, es lässt sich nicht gut lesen. Es weist zwischendrin erhebliche Längen auf, trotz, dass es sich um spannende Persönlichkeiten handelt und alles durchaus interessant ist, jedoch machte mir der Stil zu schaffen. Der Aufbau wirkt fahrig, teils wie eine Urfassung, als sprudelt alles ungefiltert aus dem Autor heraus. Er springt in Zeit und Ort hin und her und nimmt Informationen vorweg, was keinen strukturierten Eindruck macht. Ich rate zukünftigen Lesern, den Prolog einfach wegzulassen, ich habe mich echt geärgert. Es werden einem ganz viele wissenswerte Details in Nebensätzen zusammenhanglos vorgeworfen, dafür erscheint es einem dann während der 400 Seiten zunehmend langweilig.
Schade ist auch, dass Bruce Schoenfeld wenig herzlich über Gibson schreibt, stattdessen hebt er vielmehr negative Seiten hervor. Ich hätte mir den Autor einer solchen Geschichte etwas eingenommener von seiner Hauptfigur gewünscht.
Trotzdem - die Geschichte dieser vergessenen Heldin(nen) verdient allemal Beachtung!