Cold cases für Barbarotti...

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Im neuen Hakan Nesser muss Gunnar Barbarotti, geschiedener Vater von 3 Kindern und Polizist, einen schlimmen Schicksalsschlag verkraften. Seine Lebensgefährtin Marianne stirbt an einem Aneurysma und er muss sich um die 5 Kinder kümmern, von denen keines ihr gemeinsames ist. Die Trauer über Mariannes Tod fegt "wie eine Orkanböe" über ihn hinweg und lähmt die ganze Familie. Barbarotti "empfindsam und entwurzelt" zieht sich total zurück. Sein Chef Asunander überrascht Kollegin Eva Backman damit, dass er Barbarotti nun auf sogenannte Cold cases - nie aufgeklärte Fälle - ansetzen will. Doch was steckt hinter dieser Idee? Will er Gunnar nur beschäftigen und ruhig halten oder hat er mehr dabei im Sinn? Zunächst soll er im Fall des verschwundenen Elektrikers Morinder ermitteln, dessen Frau schon einmal mit einem Mord in Zusammenhang gebracht werden und dafür verurteilt werden konnte. Barbarottis Ehrgeiz ist geweckt und er deckt Schlampereien und neue Aspekte der Fälle auf, mit denen so keiner gerechnet hätte. Wieder einmal spielt Nessers einer Romanstrang im aktuellen Jahr 2012 und der zweite in der Vergangenheit - 1989. Dies macht die Lektüre für den Leser sehr spannend und aktuell, da Nessers Romane meist weit über das Genre des einfachen Krimis hinausreichen und weniger den Täter verurteilen und verteufeln, als die oftmlas unglücklichen und schicksalhaften Umstände schilden, die letztendlich zu einem Verbrechen führen können. Bereits in den letzten 4 Bänden hat man sich mit dem geschiedenen Vater aus Kymlinge identifiziert, der eisern an seinem Handel mit Gott festhält und stetig für alle Lebenssituationen Plus- und Minuspunkte vergibt. "Wir sind nicht für die Ewigkeit gemacht", sagt Marianne in Nessers Roman, bei Barbarotti hofft man das aber irgendwie doch. Sehr gut gefallen haben mir die 2 Romanstränge die versetzt erzählt werden. Als Leser kann man sich erstaunlicherweise auch gut mit der Verdächtigen identifizieren, da man im 2. Strang sehr viele Hintergrundinformationen bekommt und wieder einmal „nicht ist, wie es scheint“. Barbarotti und Backman kommen sich scheinbar wieder etwas näher, auch zu seiner Tochter kann er ein neues Verhältnis entwickeln. Wenn man den Vorgängerband gelesen hat, erfährt man außerdem, was mit Valdemar Roos passiert sein könnte. Diese vielen kleinen Details machen den Roman sehr lesens- und empfehlenswert.