Der letzte Fall für Barbarotti

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nathanielle Avatar

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Barbarottis letzter Fall ist der erste aus der Reihe, den ich bislang gelesen habe. Für das Verständnis ist das nicht weiter schlimm. Sein letzer Fall ist auch der persönlichste für Barbarotti: Er muss mit dem viel zu frühen Tod seiner geliebten Frau Marianne fertig werden.
Nach einer kurzen Trauerzeit kehrt er wieder in die Arbeit zurück und soll sich um einen Cold Case kümmern. Arnold Morinder ist 5 Jahre zuvor verschwunden und nur sein blaues Moped wurde gefunden. Seine Freundin/Lebensgefährtin Ellen Bjarnebo war die Hauptverdächtige, vor allem weil sie als "die Schlächterin von Klein-Burma" in die Kriminalakten einging. Sie wurde1989 wegen Mordes verurteilt und saß ihre Strafe 11 Jahre lang in Hinseberg (einziger Frauenknast in Schweden) ab. Aber im Fall Morinder konnte man ihr nichts nachweisen, zumal keine Leiche gefunden worden war.
Barbarottis Kollegin Eva Backman muss derweil den Tod des Schwedendemokraten Fängström klären.
Barbarotti und Backman fragen sich die ganze Zeit, warum ihr Chef Asunander gerade die Morinder/Klein-Burma-Fälle als Wiedereingliederungsarbeit für Barbarotti ausgewählt hat.
Der Autor erzählt hauptsächlich in zwei Zeitsträngen: 1989, als der Mord in Klein-Burma passierte und aktuell 2012. Die Rückblicke ins Jahr 1989 werden aus der Sicht der später als Mörderin verurteilten Ellen Bjarnebo geschildert. Sie schildert ihre und ihres Sohnes Lebensumstände auf dem tristen Hof in Klein-Burma.Der elfjährige Sohn hat diverse Probleme vermutlich autistischer Art und kann oder will kaum sprechen. Vom Vater wird er verachtet und geschlagen. Auch Ellen leidet sehr unter den Launen ihres Mannes.
Hakan Nesser beschreibt die Trauer von Barbarotti und die Versuche, das durch den Tod von Marianne verursachte Trauma zu verarbeiten, sehr ausführlich und eindringlich. Dies gibt dem Buch eine Art Schwermut und Düsternis, vor allem auch durch die Traum- bzw. Albtraumsequenzen Barbarottis.
Die Auflösungen der alten Fälle Barbarottis und des neuen Falls von Eva Backman sind dann doch für die eine oder andere Überraschung gut; auch der Grund, warum Asunander gerade diese alten Fälle ausgesucht hat, überrascht.
Obwohl das Buch nicht gerade eben packend geschrieben ist (bei "Cold Cases" pressiert es nicht mehr), hat es mich nicht mehr losgelassen. Es ist bestimmt nicht das letzte Nesser-Buch, das ich gelesen habe. Vermutlich schaue ich sogar noch in die früheren Barbarotti-Fälle rein.