Über ein Jahrhundert durch einen Wassertropfen verbunden...
Ein neues Buch von Elif Shafak und dann auch noch hier bei vorablesen, gleich doppelte Freude. Ihre Bücher lese ich nicht nur, ich inhaliere sie und so ist es mir auch mit der Leseprobe zu „Am Himmel die Flüsse“ ergangen. Wie bei allen anderen ihrer Bücher, brauche ich keine Einlesezeit, der erste Satz und schon hat mich die Geschichte. Die ihres neues Buches umso mehr. Die Szenerie die sie beschreibt, die Stimmung die sie erzeugt, so nah und innig. Im Jahre 1840 kam der Winter in London sehr früh, schon im Oktober gingen Schneeschauer über die Stadt hinüber. Die Themse friert jedoch nicht mehr so wie in vergangenen Jahren zu. An einem nasskalten und grauen Tag wird Arthur an der Themse geboren. Seine Mutter gehört zu einer Gruppe von Toshern, Abfallsammler die in der Themse nach Verwertbaren suchen, bei Ebbe finden sie manchmal Metallteile, Kupfermünzen oder auch Silberbesteck. Phänomenal beschrieben von der Autorin, welchen Weg diese Teile gegangen sein könnten, woher sie kommen und wie sie dort angelangt sind. Arthurs Mutter ist so sehr überfordert mit der plötzlichen Geburt ihres Sohnes, hat so große Angst vor der Zukunft, davor Arthur nicht gerecht werden zu können, dass sie ihn in die Themse werfen möchte. Was ihre Begleiter zu verhindern wissen. Arthur wurde mit einer besonderen Gabe geboren, er hat ein ungewöhnliches Gedächtnis, alles was er nur einmal gesehen, gehört, gefühlt hat, er behält es alles.
Ein Zeitsprung ins Jahr 2014 in den Südosten der Türkei, an den Tigris. Eine Gruppe von Eziden hat sich zusammen gefunden um die neunjährige Narin zu taufen. Ihre Mutter starb bei ihrer Geburt, ihr Vater ist als Musiker viel auf Reisen, sie wuchs bei ihrer Großmutter auf. Narin ist krank, sie verliert langsam ihr Gehör und wird eines sehr nahen Tages taub sein. Die Taufe wird von Bulldozern unterbrochen, die an einem Staudamm arbeiten. Dieser Staudamm wird 80.000 Menschen vertrieben haben, 200 Dörfer und 40 Weiler werden evakuiert, eine antike Siedlung überflutet und 12.000 Jahre alte Geschichte ausgelöscht sein. Ihre Großmutter beschließt während der Taufe diese nicht zu Ende zu führen, sondern mit Narin ins Lalis Tal in den Irak zu gehen, um sie dort taufen zu lassen. Denn das Lalis Tal ist das wichtigste Heiligtum der Eziden und Narins Großmutter möchte, dass ihre Enkelin zum ersten und einzigen Mal die Geräusche dieses Tales hören und erleben wird.
Die Seiten der Leseprobe habe ich als sehr emotional empfunden, Menschen am Rande der Gesellschaft, diskriminierte Menschen, Menschen die ums Überleben kämpfen. Zwei verschiedene Jahrhunderte, zwei Flüsse, zwei Kulturen, verbunden durch einen Wassertropfen. Auf den Seiten dieser Leseprobe wurden bei mir sehr viele Fragen geweckt, deren Beantwortung ich kaum erwarten kann. Welchen Weg wird Arthur gehen, wie weit wird sein Gedächtnis für ihn ein Fluch und ein Segen sein? Welche weiteren Verbindungen zwischen Arthur und Narin wird Elif Shafak erzählen? Was werden Narin und ihre Großmutter auf den Weg in den Irak erleben und werden sie diesen Weg überhaupt gehen können. Es sind aber nicht nur die Antworten auf meine Fragen, die ich kaum erwarten kann. Genauso möchte ich mehr von der Erzählart der Autorin erleben, denn ich finde, sie ist eine der wenigen, die erzählen und dabei nicht werten, nicht moralisieren, die aufzeigen und auch mal stehen lassen können. Man bekommt eine Geschichte erzählt, mit allen Facetten die sich daraus ergeben. Für mich sind die Bücher von Elif Shafak große Literatur und ich würde mich sehr freuen, wenn ich ihren neuen Roman „Am Himmel die Flüsse“ vorablesen, wenn ich Arthur, Narin und ihr Umfeld in mein Leben lassen und sie näher kennenlernen könnte.
Ein Zeitsprung ins Jahr 2014 in den Südosten der Türkei, an den Tigris. Eine Gruppe von Eziden hat sich zusammen gefunden um die neunjährige Narin zu taufen. Ihre Mutter starb bei ihrer Geburt, ihr Vater ist als Musiker viel auf Reisen, sie wuchs bei ihrer Großmutter auf. Narin ist krank, sie verliert langsam ihr Gehör und wird eines sehr nahen Tages taub sein. Die Taufe wird von Bulldozern unterbrochen, die an einem Staudamm arbeiten. Dieser Staudamm wird 80.000 Menschen vertrieben haben, 200 Dörfer und 40 Weiler werden evakuiert, eine antike Siedlung überflutet und 12.000 Jahre alte Geschichte ausgelöscht sein. Ihre Großmutter beschließt während der Taufe diese nicht zu Ende zu führen, sondern mit Narin ins Lalis Tal in den Irak zu gehen, um sie dort taufen zu lassen. Denn das Lalis Tal ist das wichtigste Heiligtum der Eziden und Narins Großmutter möchte, dass ihre Enkelin zum ersten und einzigen Mal die Geräusche dieses Tales hören und erleben wird.
Die Seiten der Leseprobe habe ich als sehr emotional empfunden, Menschen am Rande der Gesellschaft, diskriminierte Menschen, Menschen die ums Überleben kämpfen. Zwei verschiedene Jahrhunderte, zwei Flüsse, zwei Kulturen, verbunden durch einen Wassertropfen. Auf den Seiten dieser Leseprobe wurden bei mir sehr viele Fragen geweckt, deren Beantwortung ich kaum erwarten kann. Welchen Weg wird Arthur gehen, wie weit wird sein Gedächtnis für ihn ein Fluch und ein Segen sein? Welche weiteren Verbindungen zwischen Arthur und Narin wird Elif Shafak erzählen? Was werden Narin und ihre Großmutter auf den Weg in den Irak erleben und werden sie diesen Weg überhaupt gehen können. Es sind aber nicht nur die Antworten auf meine Fragen, die ich kaum erwarten kann. Genauso möchte ich mehr von der Erzählart der Autorin erleben, denn ich finde, sie ist eine der wenigen, die erzählen und dabei nicht werten, nicht moralisieren, die aufzeigen und auch mal stehen lassen können. Man bekommt eine Geschichte erzählt, mit allen Facetten die sich daraus ergeben. Für mich sind die Bücher von Elif Shafak große Literatur und ich würde mich sehr freuen, wenn ich ihren neuen Roman „Am Himmel die Flüsse“ vorablesen, wenn ich Arthur, Narin und ihr Umfeld in mein Leben lassen und sie näher kennenlernen könnte.