Nur ein Regentropfen überdauert Jahrhunderte

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zeilen_drama Avatar

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Ich wollte unbedingt endlich ein Werk von Elif Shafak lesen. Also löste ich meine Punkte für "Am Himmel die Flüsse" ein.
Vorab gesagt, es kostete mich mehr Lesezeit als ich normalerweise für einen Roman benötige.
Elif Shafak schreibt in unterschiedlichen Erzählsträngen in verschiedenen Jahrhunderten und Protagonisten.
Alle verbindet als Hauptthema das Wasser. Ein Regentropfen, der sich auch bildlich durch alle Kapitel zieht, verbindet die Figuren miteinander, was sich dem Leser aber nicht gleich erschließt.
Am Anfang wird der Leser in das Leben des grausamen Herrschers namens Assurbanipal im antiken Mesopotamien, am Ufer des Tigris geführt. Es ist die Zeit 650 und 640 vor unserer Zeit. Hier beginnt auch die Reise des Regentropfens.

Arthur, der "König der Abwasserkanäle und Elendsquartiere" führt uns ab 1840 in das ärmliche Leben ab 1840 in London.
Dann gibt es noch die neunjährige Narin, welche von ihrer Oma ab 2014 in der Türkei großgezogen wird und eine Hydrologin, namens Zaleekhah. Sie lebt im Jahr 2018 depressiv auf einem Hausboot auf der Themse.

Auch neuzeitliche Geschehnisse, so wie das IS-Massaker an jesidischen Glaubensgemeinschaften von 2014 und die allgemeine Wasserverschmutzung, das Sterben der Flüsse und den Anteil der Menschen daran, werden angesprochen.
Jedem Protagonisten formt Shafak ein Leben, das durch viele Recherchen, tatsächliche Geschehnisse mit Fiktion vereint.

Die Anmerkungen der Autorin am Ende des 592 Seiten starken Werkes sind sehr lehrreich und lösen bei eigenem Unwissen auf, was Fakten oder nur Inspiration ist.
Auch die Danksagung und die Nachweise habe ich in diesem Fall interessiert gelesen
da die Autorin hier transparent wird.
Abschließend muss ich allerdings kritisch anmerken, das mir der Roman zu langatmig war. Wie alles miteinander verbunden ist, erfährt man erst spät.
Aber wie es schon im Roman steht."Es ist nur eine Frage der Zeit, dass die Zeit - schneller, als sie irgendwer wieder zusammenfügen vermag - auseinanderbricht wie eine antike Tafel."
Die Wechsel der Figuren, die mich gleich in eine Zeit um Jahrhunderte vorher/nachher katapultierte, hätte ich gerne länger begleitet.
Eine Roman, wie eine Reise auf verschiedenen Kontinenten und Zeitepochen, in Realität und Fiktion, in Vergangenheit und eine Zukunft, die wir Menschen jetzt noch steuern könnten.