Sprachlich überzeugend, aber insgesamt frustrierend

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Arthur wird 1840 in das Elend hineingeboren. Der Vater, ein Gelegenheitshandwerker, der sein verdientes Salär versäuft, die Mutter, labil und krank. Doch er hat die seltene Gabe, sich alles visuell einzuprägen, interessiert durch seine ärmliche Welt zu laufen. Dennoch muss er viel zu jung die Schule verlassen, um zum Einkommen der Familie beizutragen. Ein Drucker, der sein Talent erkennt, nimmt ihn unter seine Fittiche. In der Nähe seiner Arbeitsstätte liegt das British Museum. Jede Minute seiner freien Zeit verbringt er dort. Er ist fasziniert von der assyrischen Keilschrift, seitdem er entdeckte, dass er sie entziffern kann. Ein Altertumskundler bemerkt sein Talent und bietet ihm alsbald eine feste Anstellung an. Zeit seines Lebens fesselt ihn die Assyrische Kultur und führt ihn eines Tages sogar zu deren Ursprung an die Ufer des Tigris.
2014 wächst die neunjährige Narin bei ihrer Großmutter in der Türkei auf, die ihr Geschichten aus früheren Zeiten erzählt. Immer wieder wird ihre jessidische Familie als Teufelsanbeter beschimpft. Als ihre Heimat von einem Staudamm überflutet werden soll, verlassen sie ihr Zuhause und gehen in den Irak.
2018 mietet Zaleekhah ein Hausboot auf der Themse. Ihre Ehe ist gescheitert, ihre berufliche Zukunft als Hydrologin ungewiss. Sie wuchs bei ihrem Onkel auf, da ihre Eltern bei einem Hochwasser ums Leben kamen. Doch hadert sie mit ihren Adoptiveltern, da diese äußerst vermögend sind und sie nach Selbstständigkeit und Unabhängigkeit strebt.
Elif Shafak war bisher eine meiner Lieblingsschriftstellerinnen, doch mit diesem Roman konnte sie mich nur mäßig überzeugen. Die historische Handlung um Arthur unterscheidet sich nicht von gewöhnlichen historischen Geschichten.
Der Teil um Narin gestaltet sich größtenteils langatmig um die Erzählungen der Großmutter, die sich um Sagen und Legenden ranken.
Zaleekhas Schicksal ist tragisch, aber weder spannend, noch fesselnd erzählt.
Am Ende führen alle Handlungsstränge zueinander. Diesen Teil fand ich bewegend, dennoch hat mich der Roman zwar sprachlich überzeugt, aber insgesamt frustriert zurückgelassen.