Wasser führt durch Zeit und Raum

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Elif Shafak gelingt es, Orte und Zeiten miteinander zu verweben. Die Welt rückt so näher zusammen, der zeitliche Abstand bildet den Rahmen. Jede Handlungsebene ist in sich stimmig: Ortsbeschreibung, Wetterbedingungen, Tagesabläufe, Essensgewohnheiten, Sprache und Ansprache, Nähe und Distanz in Beziehungen und weitere Details. Die Gefühlsebene ist oft zwischen den Zeilen weiter zu gestalten, hier steigt der Leser ein mit seinen eigenen Interpretationen und wird elegant mitgenommen. Stilsicher lösen sich Hypothesen Seite für Seite oder Abschnitt für Abschnitt auf.
Der Kreislauf des Wassers bildet für den gesamten Roman den Rahmen. Die sich abwechselnden Formen: Tropfen des Regens, Schneeflocken, Tränen, tropfender Wasserhahn, saubere oder verschmutzte Flüsse. Wasser ist in jedem Abschnitt in einer seiner zahlreichen Formen präsent und ist Teil der Beschreibung des Handlungsrahmens und auch relevant für den Fortgang der Geschichte. Die Kraft des Wassers allein und auch die Instrumentalisierung durch die Mächtigen haben Auswirkungen im Kleinen und großen.
Für mich ist der Roman schon jetzt einer der Besten des Jahres. Immer wieder aufs Neue schreibt Elif Shafak Werke, in denen sie kraftvoll, stilsicher und mitreißend eine stimmige Handlung erschafft, die in unterschiedliche Kulturen führt.
Die Übersetzerin Michaela Grabinger hat mit dem deutschen Text einen entscheidenden Anteil an der Wirksamkeit des Textes. Ihr gehört gleichermaßen Bewunderung.