Erschütternd, aber in jener Zeit real

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Schon der Prolog ist erschütternd... die Art und Weise, wie dieses Kind bestraft wird, einfach herabwürdigend. Und ich denke, dass das Buch noch so manche Szene enthält, die man sich heute nicht mehr vorstellen kann, die aber in den 60er/70er Jahren durchaus real waren.
Der Schreibstil ist gut zu lesen, man fliegt durch die Zeilen und bekommt einen detaillierten Eindruck der jeweiligen Situation und auch der jeweiligen Gefühlswelt.
Das Buch schildert, wie eine solche brutale Trennung vom Elternhaus, auch wenn es nur für ein paar Wochen ist, Auswirkungen auf das gesamte Leben haben kann, denn auch die erwachsene Tochter Susannes merkt, dass mit ihrer Mutter etwas nicht stimmt. Leider redet Susanne zunächst nicht darüber, sonst hätte sie vielleicht etwas gegen die schlimmen Träume unternehmen können.
Die 'Verfrachtung' der Kinder ist einfach furchtbar, mit einem Pappschild um den Hals....Susi ist kein starker Charakter, sie ist angepasst und brav, wie es damals den Mädchen anerzogen wurde. Rüdiger als Junge versucht, gegen das Schild um den Hals zu protestieren. Am Ende der Leseprobe ist er nicht am Essenstisch anwesend. Wurde er etwa schon bestraft?
Sehr gern würde ich weiter verfolgen, wie der Kuraufenthalt weiter verläuft und ob für Susanne als Erwachsene Hoffnung besteht, die traumatische Zeit zu verarbeiten.
Im Cover sehe ich die kleine Susi, die freundlich für die Kamera lächelt, obwohl ihr eigentlich nicht nach Lachen zumute ist. Alles um sie herum ist grau....