Kein Gute-Laune-Roman

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meggie3 Avatar

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Der Roman beginnt Ende der 1960er als die Unruhen in Belfast wieder beginnen. Amelia ist zu Beginn des Buches noch ein kleines Mädchen und wächst inmitten der sehr harten und beängstigenden Zeiten auf. Als Leser*in begleitet man Amelia beim Aufwachsen und Erwachsenwerden, erlebt ihre (wenigen) Höhen und (vielen) Tiefen mit.

Ein großer Teil des Romans ist aus Amelias Sicht geschrieben, es gibt aber auch immer wieder Kapitel, die aus der Sicht anderer im Roman vorkommender Figuren geschildert werden. Um ehrlich zu sein, habe ich nicht verstanden, weshalb in einigen Kapiteln Amelia überhaupt nicht vorkam, zumal ich nicht das Gefühl hatte, dass die Geschichten der Personen alle zum Schluss nachvollziehbar zusammengeführt wurden.

Der Schreibstil lässt sich gut lesen, mir fiel das Lesen des Romans den Schreibstil betreffend deutlich leichter als bei Anna Burns Debüt „Milchmann“. Dafür hat mich die Geschichte in „Milchmann“ überzeugt, während dies bei „Amelia“ leider nicht so der Fall war.

Das Gefühl der Hoffnungslosigkeit, die rohe Brutalität und sinnlose Gewalt hat die Autorin sehr überzeugend transportiert. Warum bestimmte Szenen so extrem brutal und ausführlich geschildert werden mussten, hat sich mir leider nicht erschlossen. Diese Buchstellen waren schwer auszuhalten, meiner Meinung aber auch nicht nötig. Auch mit der Protagonistin Amelia bin ich bis zum Buchende nicht wirklich warmgeworden.

Insgesamt gelingt es Anna Burns den Ton und rauen Umgang der Zeit in Belfast rüberzubringen, auf eine Weise, die Eindruck hinterlässt. Dennoch hat mir der Roman eigentlich nicht besonders gefallen, zu oft habe ich mich gefragt, was einige Stellen sollen und ob das so nötig ist… Die Sprache lässt sich gut lesen. Wer Lust hat, sich auf den Roman und etwas Verwirrung und heftigste Beschreibungen einzulassen, kann mit „Amelia“ vielleicht etwas anfangen und den Roman schätzen. Mein Fall ist der Roman leider nicht. Ich vergebe trotzdem 3 Sterne, weil „Amelia“ auch im Nachhinein noch sehr eindrücklich ist und bei mir Spuren hinterlassen hat.