Kinder im Krieg

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
schokoflocke Avatar

Von

„ Niemand würde darüber sprechen, was geschehen war. Es war ja eigentlich auch nichts geschehen. Das war bloß wieder eins von diesen grundlosen Verbrechen, die sich in letzter Zeit überall ereigneten. "

Als die Troubles beginnen ist Amelia 8 Jahre alt. Die Worte Unruhen und Krawalle klingen zwar beunruhigend, was sie wirklich bedeuten weiß Amelia aber nicht. Schon bald gehören Gewalt, Waffen und Tod zu Amelias Alltag und das jahrelang…
Schon „ Der Milchmann " war erschütternd und beeindruckend, mit Amelia führt uns Anna Burns noch tiefer in die menschliche Abgründe. Was passiert mit Menschen die tagtäglich mit Gewalt zu tun haben? Was wird aus Kindern , die unter solchen Umständen aufwachsen? Die Gewalt auf der Straße führt zu der Gewalt in der Familie, Missbrauch , Suchtkrankheiten und psychischen Störungen. Es sind schreckliche, erschütternde Bilder, die hier gezeigt werden. Da diese Realität nicht zu ertragen ist, ist das Buch an manchen Stellen sehr verworren und wirkt nicht real, man begreift aber trotzdem, dass es wahr ist. Ich fand das anfangs bisschen verwirrend, letztendlich war das , glaube ich, die beste Methode, diese kranke Welt erträglich, aber auch ausdrucksstark zu zeigen. Der Schreibstil von Anna Burns ist sehr eigen, die vielen Wiederholungen sind gewöhnungsbedürftig, aber im Vergleich zum Milchmann fand ich dieses Buch auf der sprachlichen Ebene viel zugänglicher. Die Geschichte ist in Episoden erzählt, was ich normalerweise nicht so mag, aber diesmal passt das einfach perfekt. Es verdeutlicht und betont, dass es keine Einzelfälle waren, sondern diese schreckliche Realität zum Alltag gehört hat.
Sprachlich anspruchsvoll, inhaltlich schwer zu ertragen, dieses Buch ist keine einfache Lektüre, für mich aber ganz große Literatur und die Mühe beim lesen lohnt sich wirklich.