Verwirrende Brutalität

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„Amelia“ ist Anna Burns Debüt. Bekannt wurde sie durch „Milchmann“.
Amelia ist ein Mädchen, dass während den Troubles in Nordirland aufwächst. Sie ist der Gewalt, Brutalität und Willkür aufgeliefert, die sich in jede Faser ihres Lebens erstreckt. Aber nicht nur sie steht im Mittelpunkt, immer wieder tauchen andere Personen auf, wie der Cousin Jamesey oder Vincent, der unter einer Psychose leidet.
Weiter kann ich zum Inhalt nichts sagen, denn ich habe es nach 180 Seiten abgebrochen. Ich kam einfach nicht rein. Zu Amelia habe ich keine Verbindung gefunden. Es verwirrte mich, dass die Kapitel anfangs in der dritten Person geschrieben sind und sie dann als Ich-Erzählerin auftritt. Die Chronologie der Kapitel verspricht eine gewisse Struktur, aber die wird durch die vielen Perspektivwechsel zunichte gemacht. Ich konnte keinen richtigen Plot, keine Prämisse erkennen, es ist eher eine Aneinanderreihung von Beobachtungen, kleinen Geschichten, machmal mit Amelia als Protagonistin. Vielleicht wird es im weiteren Verlauf des Buches besser, vielleicht hätte ich weiterlesen sollen, denn eigentlich lese ich „gern“ über die Grausamkeit des Menschen, die stellenweise ein ganz neues Level erreicht hat, aber dann wird jemand angeblich totgeprügelt und dann wieder nicht, erzählt von einem scheinbaren auktorialen Erzähler? Manchmal wird der*die Leser*in direkt angesprochen. Irgendwie nicht stimmig das Ganze, mir fehlte die Stringenz. Sprachlich hat es mich auch nicht überzeugt. Wenn mich schon die Geschichte nicht packt, sollten zumindest tolle Bilder gemalt werden und ein guter Erzählfluss vorhanden sein, aber im Gegenteil, ich stolperte oft, blieb hängen und musste Sätze mehrfach lesen, weil irgendetwas nicht stimmte. Das könnte auch an der Übersetzung liegen, das kann ich nicht beurteilen.
Nun ist „Amelia“ der erste Roman von Anna Burns und ich sie hat sich offensichtlich weiter entwickelt, da „Milchmann“ ausgezeichnet wurde. Mit „Amelia“ konnte sich mich leider nicht überzeugen.