"WER IST FREUND---WER IST FEIND"

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Das Buchcover mit dem Güterzug (von den Migranten nur La Bestia genannt) passt schon mal sehr gut zu diesem ausgezeichneten Roman. Protagonistin Lydia hat einen kleinen Buchladen in Acapulco, eine intakte Familie mit ihrem Mann Sebastian Perez Delgado und ihrem 8-jährigen Sohn Luca, ein sehr intelligenter und aufgeweckter Junge, der auch über ausgezeichnete Geographie-Kenntnisse verfügt. Doch dann passiert auf einer Grillparty etwas, das ihr Leben mit ihrem Sohn Luca völlig auf den Kopf stellt. Denn 3 Schützen eröffnen plötzlich das Feuer und ermorden ihren Mann und weitere 15 Familienmitglieder. Und Lydia befindet sich mit ihrem Sohn von diesem Moment an auf einer langen Flucht, und sie weiss auch vor wem, nämlich vor dem Drogenboss Javier Cresco Fuentes, besser bekannt unter dem Decknamen La Lechuza, der Boss des Drogenkartells Los Jardineros. Als sie ihn damals im Buchladen kennenlernte, wusste sie noch nichts davon, mit wem sie da so eine Art Seelenverwandschaft eingegangen ist, er war sehr freundlich, zeigte sich als guter Familenvater mit einer grossen Liebe zu seiner 16jährigen Tochter Marta, die in einem Internat in Barcelona auf die Schule ging. Aber der Beruf ihres Mannes, der ein bekannter Enthüllungsjournalist war, brachte dann das Fass zum überlaufen. Als nämlich sein Artikel über La Lechuza mit seinem tatsächlichen Namen in den Zeitungen erschien, ereignete sich bei diesem eine Familientragödie, die nach Rache schrie. Und so musste Lydia mit ihrem Sohn die lange Reise von Acapulco nach Norden mit dem Endziel El Norte in den USA antreten. Sie waren ständig mit dem Güterzug La Bestia unterwegs, lernten dabei eine Menge Migranten kennen, wussten aber nie so recht, wer ist Freund und wer ist Feind. Das Aufspringen auf den Güterzug beherrschten sie schon perfekt , sie nützten die Überführungen, wo der Zug seine Geschwindigkeit verlangsamen musste, gekonnt aus. Auf der letzten Etappe lernten sie dann von ihrem Führer El Chacal, dass sie ihre Schuhsohlen mit Knoblauchcreme einreiben sollten, das schützt angeblich vor den gefährlichen Klapperschlangen. Mit dabei im Tross sind auch die beiden hübschen Schwestern Soledad und Rebeca, denen zuvor von den La Migra jedoch übel mitgespielt wurde und die allerlei Leid erfahren mussten. Aber werden sie das Ziel El Norte auch tatsächlich erreichen und kann sich Lydia mit ihrem Sohn Luca aus den Fängen der Los Jardineros endgültig befreien, will ich hier noch nicht verrraten. Auf alle Fälle lohnt es sich, diesen hervorragenden Roman zu lesen, der Schreibstil ist prägnant und nicht zu blumenreich, es gibt keine unendlich langen Schachtelsätze und trotzdem schwingt ein bisschen Poesie dabei mit, von mir deshalb eine klare Kaufempfehlung.