Ein Thriller mit hochaktuellem Thema

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
addicted2books1 Avatar

Von

Meinung
Ein Thriller über ein topaktuelles Thema. Verstörend und so nah an der Wahrheit, dass er mich nicht mehr loslässt.

Der Anfang stürzt den Leser direkt in die Geschichte - ein Mädchen flüchtet vor ihrem Peiniger - und man wird mit der Angst dieses jungen Mädchens konfrontiert. Auf ihrer kopflosen Flucht läuft sie auf die Autobahn, es kommt zu einem schrecklichen Unfall, in den auch Jan und seine Frau Rica verwickelt werden.

Frank Kodiak (das Pseudonym von Andreas Winkelmann) hat hier einen atemberaubenden Thriller geschaffen, dessen Thema authentischer und aktueller nicht sein könnte. Die Opfer sind junge Mädchen, die auf Grund eines Umzuges unglücklich sind und sich in verschiedenen Foren (Whatsapp, Facebook-Gruppen) Gleichgesinnte suchen und online viel zu viel preisgeben. Grausam authentisch beschreibt der Autor, mit wie viel Naivität Jugendliche im Internet auf Fremde reagieren. In die menschlichen Abgründe zu sehen und sich darüber klar zu sein, dass es so nah an der Wahrheit ist, fand ich sehr bedrückend. Zu lesen, welches Leid die Mädchen erfahren, was Menschen für Geld bereit sind, anderen anzutun und welche Perversionen man für Geld kaufen kann, war für mich stellenweise schwer zu ertragen.

Jan und Rica sind als Protagonisten gut erdacht; ich fand es spannend, ihnen bei den Ermittlungen über die Schulter zu sehen und mit ihnen den Fall aufzuklären. Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein, passen aber hervorragend zusammen. Sie sind beide in ihrer Vergangenheit an ihre seelischen Grenzen gekommen und haben es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, Menschen in Not zu helfen. Die beiden sind Privatdetektive - Rica arbeitet für die Organisation Amissa, die Familien hilft, verschwundene Personen zu finden und Jan ist ehemaliger Polizist, der auf Grund eines Vorfalls in der Vergangenheit nicht mehr als Beamter arbeitet.

Der Schreibstil von Frank Kodiak ist geradlinig und die kurzen Kapitel, die aus der Sicht von verschiedenen Personen erzählt werden, halten den Spannungsbogen konstant aufrecht. Dazu tragen auch die kleinen Cliffhanger am Ende von jedem Kapitel bei. Trotzdem gab es für mich an manchen Stellen einige Längen, bei denen der Autor sich etwas in den Beschreibungen verlor, so dass ich gleichzeitig nicht aufhören konnte zu lesen aber trotzdem gern einfach weitergeblättert hätte.

Amissa - Die Verlorenen ist der Auftakt einer Trilogie; die Handlung dieses ersten Teils ist aber in sich abgeschlossen. Lediglich zu den Hintergründen sind Fragen offen geblieben, die Jan und Rica hoffentlich in den Folgebänden aufklären werden.


Fazit
Absolut spannend und beklemmend. Ein geniales und ungewöhnliches Ermittlerduo, ein absolut spannender Schreibstil und ein hochbrisantes Thema machen diesen Trilogie-Auftakt um vermisste Personen und reiche Hintermänner zu einem perfekten Thriller.