Spannendes Ermittlerduo

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happymountain Avatar

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Ich bin ja ein bekennender Fan von Andreas Winkelmann, Schriftsteller. Viele von euch wissen sicher, dass Frank Kodiak sein Alter Ego ist, und doch unterscheiden sich die Bücher der "beiden" Autoren (in meinen Augen).
Winkelmann konnte mich tatsächlich mit seinen letzten Werken eher nicht (komplett) begeistern. Also schauen wir mal, ob Frank Kodiak mich fesseln konnte. 🤩😬

„Amissa – Die Verlorenen“ ist der erste Teil einer Trilogie um die beiden Privatermittler Rica und Jan Kantzius und beginnt direkt mit einer gehörigen Portion Action und Grusel. ☠😱 Im Wald nahe einer Autobahnraststätte flüchtet eine junge Frau vor ihrem Peiniger und läuft auf die Fahrbahn. Es kommt zu einem tragischen Unfall und das Mädchen verstirbt. Rica und Jan sind zufällig am Unfallort und das Schicksal des Mädchens lässt sie nicht los. Rica arbeitet für „Amissa“, einem Verein, der sich der Aufklärung von Vermisstenfällen annimmt. Jan ist ein ehemaliger Polizist, der es jedoch mit dem Gesetz nun nicht mehr so genau nimmt und denkt ohne die amtlichen Vorschriften effektiver arbeiten zu können. Recht schnell führen die Nachforschungen der beiden zu einem verschwundenen Mädchen namens Leila. Sie hatte Streit mit ihren Eltern und hat wutentbrannt das Haus verlassen. Die Polizei nimmt den Fall nicht wirklich ernst und geht davon aus, dass sie ausgerissen ist und bald wieder auftauchen wird. Rica und Jan sehen das jedoch anders und steigen in die Ermittlungen ein. Sie stoßen dabei auf mehrere ähnliche Fälle.

Die Story, die sich Frank Kodiak hier ausgedacht hat, ist in meinen Augen leider nicht sehr realitätsfern. Im Mittelpunkt stehen hier Social Media, das Internet im Allgemeinen und die Gefahr, die davon ausgeht und oft von Jugendlichen unterschätzt wird. Ich finde es gut, dass der Autor die Schattenseiten unserer modernen Zeit hier klar anspricht und so hoffentlich Leserinnen und Leser für das Thema sensibilisiert. Die Geschichte ließ mir kaum Zeit zum Durchatmen, ein Hinweis jagt den Nächsten, ein Fall nach dem Anderen verbindet sich lose mit weiteren Indizien.

Rica und Jan sind ein interessantes Ermittlerduo. 💑 Sie sind verheiratet und haben beide durch ihre Vergangenheit gewisse Vorkenntnisse, aber auch einen nicht unerheblichen Ballast, der sie beeinflusst. Da sie keine Polizisten sind, öffnen sich Mittel und Wege, die in anderen Büchern nicht möglich sind.
„Früher war ich Polizist, da musste ich mich an Recht und Gesetz halten. Heute nicht mehr. Marke und Gewissen habe ich abgelegt…“, Jan Kantzius, Seite 364

Ganz besonders toll fand ich in diesem Buch, wie authentisch der Autor die Emotionen eingefangen hat. In den Kapiteln, in denen die Eltern der vermissten Mädchen zu Wort kommen, spürt man ihre Verzweiflung, Hoffnungs- und Fassungslosigkeit so sehr, dass sich diese Gefühle wirklich auf mich übertragen haben. In den Kapiteln, in denen die Opfer zu Wort kamen, wurde mir komplett anders. Ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr mir die Worte ans Herz gingen. 🤧😰

Das Winkelmann/Kodiak schreiben kann, muss ich vermutlich nicht mehr betonen. Aber auf den Unterschied zwischen den beiden möchte ich dennoch eingehen: Meines Erachtens scheut Kodiak die Beschreibung von Gewalt weniger. Er beschreibt Dinge ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen und seine Charaktere sind nicht einfach nur schwarz oder weiß. Es gibt jede Menge Grauschattierungen. Diese Vielschichtigkeit, besonders auch bei den Hauptfiguren sticht bei Kodiak hervor. 👥

Meine Vermutung, wie die Geschichte ausgeht hat sich (zumindest grob) bestätigt. Das hat aber der Spannung keinen Abbruch getan. Dafür war einfach zu viel Tempo und Action vorhanden. 👍
Das Ende von "Amissa - Die Verlorenen" lässt auf einen spannenden nächsten Teil der Trilogie hoffen und ich bin schon jetzt gespannt, wie es weitergeht. Die Gegner von Rica und Jan werden auf jeden nicht so leicht aufgeben oder gar zu besiegen sein.

Von mir bekommt ihr eine klare Leseempfehlung für "Amissa - Die Verlorenen". Frank Kodiak erfindet hier das Rad nicht neu: Schreibstil, Plot, Figuren, ... nichts davon ist überragend innovativ. Ihr bekommt aber spannende Unterhaltung von einem Autoren, der sein Handwerk versteht. Für mich punktete das Buch besonders durch die Emotionen, die Kodiak durch seine Worte übermittelt hat. 💔