Warum das Pseudonym?!

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Wenn ein durchaus erfolgreicher Autor unter Pseudonym schreibt, stellen sich mir Fragen: Warum tut er das? Will er Neuland betreten, etwas (Literarisches) wagen, das er (oder der Verlag) unter seinem Namen nicht veröffentlichen wollen? Bei Andreas Winkelmann bzw. Frank Kodiak und seiner „Amissa“ ist das nicht anders – doch dazu später mehr.
Die Geschichte handelt von den beiden Privatdetektiven Rica und Jan Kantzius, einem Ehepaar, das eines Nachts in der Nähe einer Autobahnraststätte beobachtet, wie ein panisches Mädchen auf die Fahrbahn rennt und von einem Auto erfasst wird. Offenbar wurde es entführt, und zwar von einem Mann, dessen Leiche man nahe bei der Raststätte findet – für die ermittelnde Polizei scheint der Fall klar: er hat sich erschossen, um nicht mit seiner Tat konfrontiert zu werden. Für Rica und Jan ist das nicht so klar, zumal Zeugen verschwinden. Also beginnen sie nachzuforschen und stoßen auf weitere Fälle, bei denen Teenager kurz nach einem Umzug ein ähnliches Schicksal ereilte, nachdem sie sich in den sozialen Medien Luft gemacht hatten ob der Ungerechtigkeit der Welt und speziell ihrer Eltern. Eine Spur führt ausgerechnet zu „Amissa“, einer nach vermissten Personen suchenden Hilfsorganisation, für die Rica arbeitet. Und plötzlich steht nicht nur Ricas Welt kopf …
„Amissa“ ist der erste Band einer Trilogie um die beiden Privatdetektive, deren männlicher Part früher Polizist war. Jans Methoden sind nicht immer ganz „lupenrein“, man könnte auch sagen, er scheut eine gewisse Brutalität nicht … Rica ist da anders gewickelt: Sie stammt ursprünglich aus der Karibik und wurde selbst schon Opfer zumindest latenten Rassismus (daher auch ihr Engagement für die Hilfsorganisation). Allein die Anlage der Figuren bringt also eine gewisse Brisanz mit sich. Erzählt wird die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven, auf unterschiedlichen Zeitebenen und an unterschiedlichen Orten, was naturgemäß ein gewisses Tempo und Spannung mit sich bringt. Dazu passt, dass auch der Schreibstil temporeich und flüssig lesbar ist. Ja, manche Passagen sind nichts für zart Besaitete, die angesprochenen Themen sind es aber auch nicht – und mit Teenagern, die in den sozialen Medien ihr Innerstes nach außen kehren, was längst nicht immer gesund ist, spricht Kodiak ein gesellschaftlich relevantes Thema an. Zwar kommt das Ende etwas abrupt, das ist aber sicher dem Umstand geschuldet, dass es ja weitere Bände geben soll. Bleibt letztlich nur die Frage: Warum das Pseudonym – für einen Krimiautor ist es doch nichts Ungewöhnliches, einen Krimi zu schreiben?!