Jedem das Seine und allen die Seine

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sapere_aude Avatar

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Um es gleich zu Anfang zu sagen: „An den Ufern der Seine“ von Agnès Poirier ist ein sehr gut lesbares und nicht zuletzt deshalb sehr lesenswertes Sachbuch. Die Journalistin Poirier schildert darin die Jahre zwischen 1940 und 1950 in der französischen Hauptstadt, die sich nicht nur durch eine bemerkenswerte Gleichzeitigkeit unterschiedlicher weltpolitischer Ereignisse, sondern auch durch eine ungewöhnliche Dichte von vor Ort präsenten und tätigen Persönlichkeiten, die das 20. Jahrhundert maßgeblich prägen sollten, auszeichneten.
Ziel des Buches ist es aber nicht nur, diese Parallelität der Ereignisse und sich kreuzenden Begegnungen zu dokumentieren, sondern vielmehr, die daraus entstehenden Erfahrungen und intellektuellen Kräfte auszuloten. Dies gelingt Poirier in dem chronologisch aufgebauten Buch überaus gut und vor allem dank einer trotz der großen Akteurs- und Ereignisvielfalt hervorzuhebenden Klarheit in der Schilderung. Die Akteure erscheinen dabei aber nicht nur als agierende und prägende Persönlichkeiten, sondern treten bereits auf den Plan, als ihnen der große Durchbruch noch bevorstand oder sie – teils aus Naivität, teils gezwungenermaßen – Opfer weltpolitischer Entscheidungen wurden.
Ergänzt wird der Band durch eine Chronologie, umfassende Referenzen sowie eine Pariser Straßenkarte, die es dem Leser erlaubt, auch heute noch an die Orte des Geschehens zurückzukehren. Erwähnenswert ist zudem das Lesebändchen in den Farben der Tricolore – ein schönes Detail, das den gelungenen Band abrundet.