Moderne Zeiten

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Mit „An den Ufern der Seine“ legt die Journalistin Agnès Poirier ein wunderbares Sachbuch vor, es ist eine Biografie, eine Bibliografie, eine Hommage an ihre Heimatstadt Paris. Sie greift dabei schwerpunktmäßig das generation- uns stadtprägende Jahrzehnt 1940 – 1950 heraus.
In ihrem Vorwort fasst sie dazu zusammen:
„Die jungen Männer und Frauen, aufstrebende Romanciers, Philosophen, Maler, Komponisten, Anthropologen, Theoretiker, Schauspieler,Fotografen, Dichter, Herausgeber, Verleger und Dramatiker, die von den Qualen des 2.Weltkriegs geprägt waren, teilten nicht immer die gleichen politischen und kulturellen Einstellungen, hatten aber drei Gemeinsamkeiten: die Kriegserfahrung, die Begegnung mit dem Tod und die Hochstimmung, die sie bei der Befreiung in Paris erfasste.“
Nach Jahren der Besatzung, Erstarrung und auch Kollaboration, erwachen Galerien, Boulevards , Jazzclubs, Buchhandlungen, Zeitungen 1944 wieder zum Leben und werden zu Foren des Austauschs und der gegenseitigen Inspiration.
Agnès Poirier gelingt eine kenntnisreiche, flott geschriebene Rekonstruktion des Lebens und Arbeitens der Pariser Intellektuellen und Künstler dieser Zeit. Das Buch ist zudem schön ausgestattet - Stadtplan, ausführliche Anmerkungen, Bilder, Personenregister gehören dazu - die sehr geschickte Gliederung und die Einbindung der Kapitel in einen zeitlichen Kontext ermöglichen auch eine Art feuilletonistisches Lesen, ein kontinuierliches „Durcharbeiten“ des beschrieben Jahrzehnts ist nicht unbedingt erforderlich. Damit eröffnet sich auch die Möglichkeit eigenen Erlebens, eigener Schwerpunkte, eigener Recherche – Agnès Poirier und ihre Protagonisten der temps modernes werden mir noch oft zur Seite stehen und Aufschluss und charmante Unterhaltung zugleich bieten.