Prismatische Lebensmosaike im Scheinwerferlicht der Geschichte

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nicky_g Avatar

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Paris in den 40er Jahren, die erst dem Zweiten Weltkrieg gehörten, dann den aufatmenden Menschen, die versuchten, wieder Fuß im Leben zu fassen. Dies wird aus der Sicht der Schriftsteller, Philosophen, Berühmten und Berüchtigten der damaligen Zeit dargestellt. Die Autorin schafft es dabei sehr gut, eine Balance zu schaffen zwischen Fakten und Phantasie. Zwar verstrickt sie sich nicht in romantischen Verklärungen und schmückendem Beiwerk, dennoch ist der Lesegenuss groß.

Es liegt kein Roman vor, weshalb die Gefühlswelt etwas abseits steht und den Fakten unterliegt. Das merkt man vor allem an den zahlreichen Fußnoten, die zum Nachschlagen und Weiterlesen verleiten. Auch ist es interessant, sich die einzelnen Persönlichkeiten auf Fotos anzusehen, die man im Internet zahlreich findet. Dabei ertappte ich mich des Öfteren dabei, dass ich immer mehr und immer weiter nach Details suchte. Auch die zahlreichen Anmerkungen zur Sekundärliteratur, weil einige Zitate aus den Schriftstücken der erwähnten Personen entnommen sind, regen zur umfassenderen Lektüre an.

Agnes Poirier stellt große Ansprüche an sich selbst: sie möchte von dem Zusammenwirken der Menschen erzählen, die zur damaligen Zeit in Paris lebten und sich gegenseitig beeinflussten. So unterschiedlich sie auch waren, so gab es doch drei Gemeinsamkeiten: „die Kriegserfahrung, die Begegnung mit dem Tod und die Hochstimmung“ (S. 25). Aus Trümmern und Zerstörung, Misstrauen und Düsternis heraus gelang es diesen jungen Intellektuellen einen hoffnungsvollen Lichtstrahl zu entsenden.

Dennoch können manche Lebensgeschichten nur kurz umrissen werden, tauchen als Schlaglichter auf, um ebenso schnell wieder zu verschwinden. Bei der Vielzahl an erwähnten Personen wäre Umfassenderes unmöglich bis ausufernd. Es ist ein „erzählerisches Porträt des Pariser Lebens“ sein (S. 29), ein buntes Mosaik aus Anekdoten und Episoden.

Ein Buch, das Lust auf neue Entdeckungen macht und wiedergefundene Erinnerungen hervorruft und das umfangreicher ist als die vorliegenden Seiten.