Enttäuschend

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pummelfee77 Avatar

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Ich hatte mich sehr auf die Leseprobe gefreut, da einem schon der Mund wässerig gemacht wurde. Doch leider wurde ich enttäuscht.

Man kam gut rein in die Geschichte und Amys Tod kam überraschend und machte den Leser auch traurig - wie sich das gehört. Das war es dann leider auch mit mitfühlen und mitleben. Der Ich-Erzähler beschreibt liebevoll die Eigenschaften eines jeden. Doch im weiteren Verlauf wird man mit niemandem warm. Keine der Personen hat man vor Augen. Es liest sich wie eine Aufzählung ohne Leben. Eindeutig fehlt es an Dialogen.

Unauthentisch war für mich, dass den beiden alten Leuten der Umzug und vor allem die Verkleinerung ihres hart erarbeiteten Lebensstandards gar nichts ausmachten. Natürlich will man da sein und unterstützen. Und für eine gewisse Zeit bezieht man auch mal ein Gästezimmer. Doch der dauerhafte Tausch gegen ein großes Haus mit Bibliothek ist doch was völlig anderes. Wer ist schon so selbstlos - oder unehrlich? - zu sagen:"Macht nichts!"?

Seine Wut über den Tod der Tochter ist wiederum nachvollziehbar. Und der Bekannte an der Klagemauer ist richtig gut. Da keimte dann doch noch mal Hoffnung auf, dass das Buch noch gewinnt an Story und Dampf.

Die Rundmail, wer denn bitte für die arme Familie kocht, fand ich völlig unpassend, wenn man betrachtet, dass das anscheinend seit einem halben Jahr so geht. In der Anfangszeit ist es noch nachvollziehbar, aber eine Großmutter, die selber drei Kinder groß gezogen hat, ist doch eigentlich ein anderer Charakter - nämlich jemand, der für seine Lieben sorgen will und das auch tut.

Die Nanny ist schon alt - was irgendwie überrascht und beim weiteren Nachdenken auch nicht passt. Die Kinder haben schon Oma und Opa, da fehlt dann doch etwas frischer Wind. Zudem verstehe ich die Aussage nicht.(S. 15 Ende erster Absatz):" Ihr seid nicht die Ersten, die so etwas durchmachen, aber ihr seid wahrscheinlich eher in der Lage, damit fertig zu werden als die meisten anderen Leute." Warum??? Und dann fiel es mir mit Bösartigkeit wie Schuppen von den Augen ... es ist ihnen ja schließlich egal, dass Amy tot ist. Sorry dafür, aber der Eindruck drängt sich auf. Außer der Wut war da nicht. Keine Tränen, kein Schluchzen. Nicht mal mit viel gutem Willen steht davon etwas zwischen den Zeilen.

Bubbie - sage und schreibe 20 Monate alt - reagiert verstört auf Fotos von Mama und das noch 6 Monate nach Ihrem Tod. Als Mutter von drei Kindern würde ich rein subjektiv sagen, dass er Mama zwar erkennt, aber da so viele um ihn sind, er diesen Verlust nicht mehr so wahr nimmt. Meiner Einschätzung nach würde er eher an einem Foto vorbei laufen und sagen:"Hi Mum!" Auch das die Gedenkfeier erst ein halbes Jahr später stattfindet mutet seltsam an.

Die Kosenamen "Mimi" und "Boppo" sind wirklich lovely und hätten fast wieder Hoffnung aufflammen lassen können, doch da hoff ich lieber auf Weltfrieden als darauf, dass hier noch Pep und Gefühl in die eigentlich schöne Story kommt.

Das Buch wie man Kindern den Tod erklärt hätte man sich doch auch bitte schenken können.

Und nun juchheißa und juchhe sucht die Familie den Weihnachtsschmuck aus den Kisten. Ähm .. mitten im Juni? Ich dachte dann:"Okay Zeitsprung" - und stellte dann fest, dass dieser nach hinten statt nach vorne springt, den Amy HATTE die Geschenke besorgt. Und NUN wir der Weihnchtsschmuck rausgekramt. Nochmal zur Erinnerung: auf S. 8 oben steht heute ist der 9. Juni! Und dann fing ich an mich richtig zu ärgern. Heißt das, dass auch die Gedenkfeier doch zeitnah stattfand? Und auch das Bekochen der Bekannten gar nicht über die Dauer eines halben Jahres zu sehen ist? Und wow endlich nach 20 Seiten weint mal jemand. Bösartigerweise nehme ich an, Harris hatte einfach wirklich was im Auge. Dann ist Januar 2008 und plötzlich scheint der Autor doch noch den Kalender begriffen zu haben.

Auf S. 23 oben, nachdem Bubbie endlich eingeschlafen ist und Mimi und Boppo sich ansehen, wären Tränen mehr als passend gewesen. Ich habe sie erwartet.

Befremdlich finde ich auch, dass die beiden im Hause ihrer Tochter gar nichts zu kenen scheinen - nicht mal wie man die Tür zwischen Veranda und Küche schließt. Die Idee vom "Wort des Morgens" ist eine schöne Idee. Wirklich toll. Toll zu lesen wäre es gewesen in Dialogen. So verliert es den Charme.

Da wäre noch mehr anzumeckern ... ähm .. sorry, anzumerken, aber ich erspare den Rest.

Fazit: 1 Stern für die Idee/n und ansonsten nix weiter.