Großväterliche Ansichten

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
r.e.r. Avatar

Von

Roger Rosenblatt beschreibt das Leben einer Familie, die durch den Tod der Mutter auf ein neues Gleis gesetzt worden ist. Ich schreibe ganz bewusst nicht: aus der Bahn geworfen. Denn was uns der Großvater als Ich-Erzähler berichtet klingt so behäbig, als wäre nicht wirklich es unwiederbringliches verloren gegangen.

Amy Solomon, 38 Jahre stürzt mit einem Herzinfarkt von ihrem Hometrainer. Ihr Mann Harris kann sie nicht wiederbeleben. Es ist Anfang Dezember 2007. Amys Eltern, die gerade unterwegs waren um Weihnachten bei den beiden und ihren drei Kindern zu verbringen, bleiben. Für immer. Um sich um den verwitweten Schwiegersohn und die drei Enkel zu kümmern.

Die Erzählung des Großvaters schreitet glatt über die Seiten. Sachlich, fast emotionslos berichtet er vom Tod der Tochter, von den Reaktionen in der Familie, von den Eigenheiten der Kinder, von der Suche nach einem verlorenen Zahn im Kaffeesatz. Die Sprache von Rosenblatt liest sich leicht, allein der Sinn geht noch nicht ganz auf. Mir scheint die thailändische Kinderfrau behält recht. Sie sagt an einer Stelle: "Ihr seid nicht die ersten die so etwas bewältigen müssen. Aber ihr werdet besser damit fertig als andere Familien."

Es entsteht in der Tat der Eindruck, als wolle Rosenblatt eine jener typisch amerikanischen Familien präsentieren deren patente Lebenstüchtigkeit schon immer meinen Argwohn erregte. Sollte dem nicht so sein, ist das Buch vielleicht eine lohnenswerte Lektüre.