18-jährige Hauptfiguren finde ich für 12- bis 14-jährige Leser ungünstig

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Zakory Duquettes Beratungslehrerin hat ihn in der Hand. Weil Zak sein Referat abgekupfert hat, wird er ausgerechnet in Gesundheitslehre durchfallen und seinen Schulabschluss vergeigen. Mrs Brinkham hat exakt einen Ausweg anzubieten. Sie braucht einen Ersatzmann für das Quiz-Bowl-Turnier der Schulmannschaft – und das an dem Wochenende, das Zak für die SF-und Fantasy-Convention in Seattle eingeplant hatte. Zak hat keine Wahl – und hofft, dass er sich in Seattle einfach absetzen kann, um die Nacht zwischen Cosplayern und Trading-Card-Spielern durchzumachen, wie früher schon so oft. Doch zunächst müssen er und Ana in Seattle Anas verschwundenen 13-jährigen Bruder suchen, der zum Quiz-Team gehört und durch die Begegnung mit Zak seine Liebe zu einem Trading-Cards-Spiel entdeckt hat.

Ana und Zak haben zuvor auf verschiedenen Planeten gelebt; der trottelig wirkende Fantasy-Gamer und die ehrgeizige Schülerin, die soziale Aktivitäten sammelt wie Abzeichen, um ihre Chancen auf ein Stipendium zu verbessern. In Anas Leben gibt es keinen Spaß. Sport macht sich positiv in ihren Bewerbungsunterlagen, Quiz-Turnier ebenso. Man fragt sich, warum Ana so ehrgeizig ist, wenn sie doch bisher nichts anderes plant als das College ihrer Heimatstadt zu besuchen. Warum dafür der ganze Aufwand? Es stellt sich heraus, dass Ana noch als Achtzehnjährige von ihren überhütenden Eltern rundum kontrolliert wird und was dafür der Anlass war. Die Jagd nach Clayton auf dem Convention-Gelände endet in einem gefährlichen Abenteuer, das längst kein Spiel mehr ist – und lässt es in der Beziehung zwischen Ana und Zak gehörig knistern.

Der Jugendroman für Leser ab 12 wirkt in den Dialogen flott, aber etwas zu pädagogisch ambitioniert, die Figuren zu klischeehaft. Die Konstellation, dass in einem Buch für 12- bis 14-Jährige die handelnden Personen schon 18 sind, finde ich nicht besonders geschickt. Dass die Menschen anders ticken als man vermutet hat, wenn man als junger Erwachsener nur erst über den Tellerrand des eigenen Egos blickt, war zu erwarten. In Zak als Figur können sich vermutlich viele heute 30-Jährige wiedererkennen, die sich als 10-Jährige für D&D, MTG und Battle Tech begeisterten. Ana als Zwölftklässlerin dagegen fand ich unglaubwürdig in ihrem unreflektierten Verhältnis zu ihren Eltern, deren Totalkontrolle sie schon bald entkommen würde. Das Szenario auf der Fantasy-Con erinnert mich an die 90er Jahre. Es wirkt als nette nostalgische Erinnerung für Familien, die sich damals mit eigenartigen Interessen von Kindern wie Zak auseinandersetzen mussten, über die in Erziehungsratgebern noch nichts stand. Ich kann mir allerdings schwer vorstellen, dass sich mit diesem Retro-Schick 12-jährige Leser von heute begeistern lassen.