Überraschend vielschichtig

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mauchri Avatar

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Dieses Buch hat mich auf eine Weise überrascht, mit der ich nicht gerechnet hatte.

Die Ausgangslage allein ist schon ungewöhnlich. Eine Frau begibt sich freiwillig in die Hölle, um dort einen Dämon zu suchen, der ihr einst das Leben rettete. Eine düstere, intensive Prämisse, und das Buch liefert genau diese Tiefe.

Was mich besonders beeindruckt hat, war die Darstellung von Gut und Böse. Alles wirkt verzerrt, ambivalent, manchmal sogar tragisch. Gerade das hat mich zum Nachdenken gebracht. Und das permanente Gefühl, niemandem wirklich trauen zu können, nicht einmal der Protagonistin, sorgt für eine ständige innere Spannung.

Änlin als Hauptfigur ist keine Heldin im klassischen Sinne, sondern wirkt sehr greifbar in ihrer Widersprüchlichkeit. Ihre Wut, ihre Unsicherheit, ihre Sehnsucht, all das macht sie glaubwürdig und lebendig. Auch die Dämonin Nepthys ist eine starke Figur. Bissig, stolz, verletzlich, eine faszinierende Mischung, die mich immer wieder überrascht hat.

Einige Passagen geraten jedoch durch Änlins viele Gedankenschleifen etwas ins Stocken. An manchen Stellen hätte ich mir mehr äußere Handlung und mehr Dynamik gewünscht.