Die schlafende Mörderin

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alex_buchgeplauder Avatar

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Matthew Blakes Thriller wurde medienträchtig angekündigt. Die besondere Thematik hat meine Neugierde geweckt. Hier dreht sich alles um das Thema Schlaf in Verbindung mit den Aspekten Psychologie, Schuld und Rache.
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Darum geht’s: Anna O. schläft seit vier Jahren. Damals wurde sie mit einem blutigen Messer neben den Leichen ihrer beiden besten Freunde gefunden. Hat sie die Tat wirklich begangen? Ist Anna O. eine kaltblütige Mörderin? Oder ist sie geschlafwandelt? Und ist sie in dem Fall überhaupt schuldig? In der renommierten Schlafklinik “The Abbey” nimmt sich der Psychologe und Schlafexperte Dr. Benedict Prince des Falls an.
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Eine interessante Grundidee und viele spannende Fragen sind das Fundament dieses Thrillers. Schnell habe ich gemerkt, dass das Spannungslevel aber eher low angelegt ist. Viel spielt sich auf psychologischer Ebene ab. Man merkt, dass der Autor einen höheren Anspruch erfüllen will. Trotz kurzer Kapitel und ständiger Perspektivenwechsel ist der Handlungsverlauf ruhig. Das passt irgendwie zum Thema Schlaf, soll aber nicht heißen, dass nichts passiert. Cliffhanger werden intelligent und feinsinnig gesetzt. Ich wollte unbedingt wissen, wie die Geschichte aufgelöst wird. Das Ende hat mir auch richtig gut gefallen. Der Weg dahin hatte allerdings Längen.
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Der Thriller lässt mich mit widersprüchlichen Gefühlen zurück. Allem was ich positiv hervorheben kann, steht leider auch etwas negatives gegenüber. So lässt sich der Schreibstil einerseits flüssig lesen, ist aber andererseits auch ausschweifend und ermüdend. Es gibt geniale Twists, aber auch verwirrende Momente. Obwohl die Charaktere sehr detailliert beschrieben werden, bleiben sie irgendwie unnahbar und seltsam nebulös. Eine richtige Verbindung konnte ich zu keiner der Personen aufbauen.
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Der Thriller hätte mehr Tempo vertragen und straffer erzählt werden können. Das wäre für die Spannung förderlich gewesen. So leidet die eigentlich gute Story unter Langatmigkeit. Trotzdem ist sie eben interessant. Im letzten Drittel zieht die Handlung nochmal an und überrascht mit mehr als einer Wendung. Dadurch hat sich mein Eindruck letztendlich wieder ins Positive gewendet. Die Schwachstellen dazwischen kann das aber nicht vergessen machen.
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Seid vorgewarnt, dass dieser Thriller nicht so leicht zu händeln ist. Fürs Lesen sollte man Zeit und Muße haben. “Anna O.” ist kein reißerischer Pagetuner. Wer sich auf das Buch einlassen kann und bis zum Schluss durchhält, wird am Ende belohnt. So habe ich das jedenfalls empfunden. Insgesamt regt die Thematik definitiv zum Nachdenken und zu philosophischen Diskussionen an. Alles in allem finde ich das Buch trotz Kritikpunkten durchaus lesenswert.