Interessantes Thema

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Wenn jemand beim Schlafwandeln einen Mord begeht, ist er dann schuldig oder unschuldig? Der Thriller “Anna O.” von Matthew Blake schlug bereits im Vorfeld der Veröffentlichung hohe Wellen und wurde als Sensation angekündigt. Die Erwartungen waren entsprechend hoch. Tatsächlich ist es ein außergewöhnliches Szenario. Die junge durchstartende Journalistin Anna O. wurde vor vier Jahren im Tiefschlaf auf einer Farm aufgefunden, neben ihr blutüberströmt ihre beiden Geschäftspartner und Freunde. Die Tatwaffe hält Anna in der Hand. Seitdem ist sie nicht wieder aufgewacht.

Doch nun wird der Psychologe Dr. Benedict Prince zu Hilfe gerufen, der unlängst von sich reden macht, da er eine Methode gefunden haben will, mit der man Personen mit dem sogenannten Resignationssyndrom wieder zu Bewusstsein bringen kann. Prince ist der Exmann der Polizistin Clara, die damals als erste am Tatort war. Der Fall Anna O. hat ihn nie losgelassen. Alles läuft unter größter Geheimhaltung. In einer Spezialklinik wird Anna liebevoll von einer privaten Pflegerin umsorgt und Dr. Prince hat die Möglichkeit, auszuprobieren, ob er zu Anna durchdringen kann. Doch was wird passieren, wenn Anna erwacht? Wird sie sich erinnern können? Wird sie angeklagt werden? Kann sie zur Verantwortung gezogen werden, obwohl sie Schlafwandlerin ist?

Meiner Meinung nach fängt der Thriller stark an, hält sich aber dann zu lange an den Figuren auf, sodass ich zeitweise sogar beinahe das Interesse verlor. Glücklicherweise nehmen die Twists und damit auch die Spannung zum Ende hin zu. Neben den Perspektiven von Ben, Clara und Emily Ogilvy (der Mutter) sorgen außerdem Einblicke in Annas Notizbuch und die Perspektive einer unbekannten Person X für Abwechslung, aber auch geforderte Aufmerksamkeit. Mir war es tatsächlich manchmal etwas zu viel Springerei, zudem mag ich diese geheimnisvolle Perspektive des Unbekannten generell nicht.

Sehr interessant ist das Thema Schlaf, Schlafwandeln und auch die rechtliche Betrachtung. Hier hat der Autor offensichtlich sehr intensiv recherchiert. Das Thema Resignationssyndrom fand ich besonders interessant, da ich noch nie davon gehört hatte. Vor diesem Hintergrund war das Buch spannend, erzählerisch jedoch stark ausbaufähig. Zum Ende hin jagt ein Twist den nächsten und das ist dann der Punkt, wo es nicht nur Aha-Momente gibt, sondern man sich fragt, wie oft der Autor jetzt noch mal am Plot dreht und dreht, bis es vollends verwirrend ist.

Meiner Meinung nach ein thematisch interessanter Thriller, der ein bisschen mehr “Hype” bekommen hat als er verdient hat.

© Tintenhain