Interessantes Thema, suboptimal umgesetzt! 2,5 Sterne

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nordlicht Avatar

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Inhalt und Beurteilung
Im Sommer 2019 wurde die seinerzeit 25-jährige Anna O schlafend und mit einem blutigen Messer in der Hand aufgefunden, offensichtlich hatte sie (im Schlaf) zwei Freunde und Kollegen in ihrem Startup mit jeweils zehn Messerstichen getötet. Obwohl Anna sich nicht in einem Koma befindet, ist es seit vier Jahren niemandem gelungen, sie aufzuwecken.
Die Justiz hat ein Interesse daran, dass Anna aus ihrem rätselhaften Zustand aufwacht und vor Gericht gestellt werden kann, aber es gibt auch Menschen, die sie für unschuldig halten, da sie Täter, die im Zustand des Schlafwandelns Verbrechen begehen, für schuldunfähig halten. Als Anna in eine renommierte Schlafklinik in der Harley Street verlegt wird, versucht der Schlafexperte Dr. Benedict Prince mit ganz neuen Ansätzen, die Patientin wieder zu Bewusstsein zu bringen.
Die Thematik des Romans um Parasomnie und das Resignationssyndrom ist sehr interessant. Es geht um die Schuldfrage bei Verbrechen, die möglicherweise in einem Zustand des Schlafwandelns begangen wurden, bzw. um die Frage, ob und inwiefern es überhaupt möglich ist, in diesem Zustand Straftaten zu verüben, ohne aufzuwachen. Wie es sich herauskristallisiert, ist Anna vor dem Doppelmord durch diverse Umstände traumatisiert gewesen, hier stellt sich die Frage, ob der Tiefschlaf auf ein Resignationssyndrom zurückgeht, ob Anna sich gewissermaßen aus der unangenehmen Realität und damit der aktiven Teilnahme am Leben „verabschiedet“ hat.
Der Roman setzt sich aus der Ich-Erzählung von Ben(edict Prince) und Rückblenden in Form von Annas Tagebuchaufzeichnungen zusammen, die einander abwechseln. Es kommen jedoch auch Kapitel vor, die in der dritten Person beschrieben sind und die Perspektiven anderer Personen schildern.
Insgesamt ist der Roman durch zu viele Handlungsstränge, unwahrscheinliche Umstände und einen allzu konstruierten Plot überfrachtet, das gilt vor allem für die letzten Kapitel, die sehr unglaubwürdig wirken.
Der Erzählstil ist anschaulich und stellenweise spannend, manche Kapitel hätten jedoch kürzer gehalten werden können. Durch die Perspektiv- und Richtungswechsel in der Erzählung ist es manchmal etwas mühsam, der Handlung zu folgen – auf jeden Fall erfordert die Lektüre Konzentration.

Fazit
Ein Roman mit einer interessanten psychologischen Thematik, der leider in seiner Umsetzung nicht komplett überzeugen kann!