Tolle Idee mit zu vielen losen Enden

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Vor vier Jahren wurden zwei junge Menschen brutal ermordet. Die Täterin ist mutmaßlich schlafgewandelt und seit dem Verbrechen nicht mehr aufgewacht. Dr. Prince soll nun in Londons berühmter Schlafklinik die verdächtige Anna O. aufwecken. Das Cover mit dem großen, geschlossenen Auge passt sehr gut zum Buch.

Das Grundthema Schlaf zieht sich durch die Geschichte. Wie kann es sein, dass jemand vier Jahre lang nicht aufwacht? Ist jemand, der im Schlaf tötet, schuldig? Warum wurden die beiden Opfer überhaupt getötet? Die Umsetzung des Buches ist verschachtelt, verwirrend und verläuft auf mehreren Zeitebenen. Die Handlung wird aus der Sicht der verschiedenen Figuren erzählt, was die Lesenden durch die unterschiedlichen Blickwinkel wohl zusätzlich verwirren und auf falsche Fährten leiten soll. Im Verlauf des Buches sind oder werden alle handelnden Figuren mehr oder weniger unsympathisch. Die Auflösung hatte ich ab einem gewissen Punkt im Gefühl, was aber nicht heißen soll, dass sie nicht gut gedacht ist. Der wissenschaftliche Teil des Buches ist sehr interessant, besonders, wenn man die realen Fälle des Resignationssyndroms bei Kindern im Internet nochmals recherchiert. Dafür, dass viele philosophische und rechtliche Fragen aufgeworfen werden, bietet der Autor innerhalb der Geschichte erstaunlich wenig Lösungen oder Ansätze. Auch am Ende ist unklar, wieso Anna denn nun eigentlich am Resignationssyndrom litt. Für mich die größte Schwäche des Buches, da es der eigentliche Aufhänger der gesamten Geschichte ist.

Ein Fazit gestaltet sich für mich schwierig. Es ist ein spannendes und gut umgesetztes Buch mit einem interessanten Thema. Leider hat der Autor zu viele (Neben)Themen angeschnitten, die dann nicht weiter verfolgt oder nicht ausreichend ausgearbeitet wurden. Da wäre noch mehr möglich gewesen.