Ein behutsamer Blick zurück – persönlich, eindringlich, wichtig

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lukasp Avatar

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Mit Anna oder: Was von einem Leben bleibt gelingt Henning Sußebach ein eindrucksvoller, sehr persönlicher Einstieg in eine biografische Spurensuche. Im Mittelpunkt steht seine Urgroßmutter Anna – eine Frau, die im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert gelebt hat, deren Leben jedoch kaum dokumentiert ist.

Die Leseprobe zeigt bereits: Sußebach geht es nicht um eine rein historische Rekonstruktion, sondern um Erinnerung und Bedeutung. Was bleibt von einem Menschen, wenn die Generationen vergehen? Die Frage nach dem "zweiten Tod", dem Vergessenwerden, ist zentrales Motiv – und wird durch Sußebachs ruhigen, poetischen und gleichzeitig präzisen Stil sehr wirkungsvoll vermittelt.

Der Autor zeichnet mit viel Einfühlungsvermögen das Leben einer Frau, die sich als Lehrerin in einer männlich dominierten Welt behauptete, die gesellschaftliche Konventionen hinterfragte und deren Lebensumstände exemplarisch für viele Frauen ihrer Zeit stehen könnten.

Besonders eindrücklich ist die Verbindung von dokumentarischen Fakten mit erzählerischer Vorstellungskraft – eine Leseprobe, die in ihrer Mischung aus privater Erinnerung und gesellschaftlicher Einordnung berührt und nachhallt.

Anna ist kein lautes Buch, sondern eines, das still und eindringlich vom Wert eines einzelnen Lebens erzählt.