Zuerst einmal muss ich mich bei dem Autor dafür bedanken, dass er dieses interessante Thema aufgriff und über seine eigene Urgroßmutter recherchierte und schrieb: Damit das Leben unserer Vorfahren nicht verloren geht.
Denn wer denkt bei diesem Text nicht an die eigene Oma, Uroma und den vor ihnen gewesenen Mütter. Was für ein Leben führten sie, wie sind sie mit der historischen Situation zu recht gekommen, was hat sie im Leben bewegt. Wenn Tagebücher vorhanden – großartig. Ist aber meist nicht der Fall. Auch eine meiner Omis war sehr bemerkenswert, wenn auch widerspenstig und eigensinnig (zum Teil auch im Negativen, aber wer kann denn schon immer gut sein?) Die andere, fällt mir gerade auf, die war auch sehr eigensinnig, doch leider zu meinem Nachteil.
Ende des 19. Jahrhunderts, Anfang des 20. Jahrhunderts. Lehrerinnen Zölibat. Kriege, Zwischenkriegszeit, Spanische Grippe. Beginn der NaziZeit. Wie setzt sich eine junge Frau aus einfachen Verhältnissen, ärmlich, Waise, durch mit ihrem Wunsch nach mehr. Sie wird Lehrerin in einem kleinen Dorf. Und verliebt sich ausgerechnet in den Dorfprinzen. Und noch schöner, er sich in sie. Vier Jahre Altersunterschied, sie ist die Ältere. Der Vater des Dorfprinzen verbietet die Liaison. Zwölf Jahre Warten, doch das Glück währt nicht lange. Immerhin ein Sohn. Dann, Jahre später, der zweite Ehemann (und Uropa des Verfassers), auch dieses Mal ein Skandal. Großartig! Was für eine Frau!
Das Cover passt natürlich optimal zu diesem Buch, vor allem das Verwischte. Ein 204 Seiten starkes Büchlein: Gut recherchiert und noch besser geschrieben, denn dass der Urenkel schreiben kann hat der erfahrene Journalist bewiesen.
Eine traurige Geschichte einer bemerkenswerten Frau und ihr Urenkel hat ihr nun ein schriftliches Denkmal gesetzt. Gut getan!