Biografie meets Kopfkino
In Henning Sussebachs Roman „Anna oder: was von einem Leben bleibt. Die Geschichte meiner Urgroßmutter“ (ja, der Titel ist etwas sperrig) geht es um die Rekonstruktion eines Lebens anhand spärlich vorhandener Dokumente und Erbstücke oder Fotos aus dem Leben von Anna.
Anna Kalthoff kam im Alter von 20 Jahren 1887 als Lehrerin in das kleine Dorf Cobbenrode im Sauerland. Nach dem Tod ihres Vaters wurde sie von ihrer Mutter aus ihrem Heimatort Horn die Niederland geschickt, wo sie sich in Steyl im St. Josefskloster auf dem Lehrerdienst vorbereitete.
In Cobbenrode nun verliebte sie sich in Clemens Vogelheim, der ein moderner Mann gewesen zu sein scheint: Er besaß ein Fahrrad und gründete den „Verein Sport“. Weder dem Familienoberhaupt Vogelheim noch dem Staat gefiel jedoch diese Liaison der Lehrerin mit dem Kaufmannssohn und so konnten die beiden erst sehr viel später (nach dem Tod des Vaters und der Aufgabe der Lehrposition) heiraten.
Die glückliche Zeit hielt leider nur kurz an und Anna heiratete erneut, dieses Mal einen sehr introvertierten Mann, Bernhard Raesfeld. Aus der ersten Ehe brachte sie einen Sohn mit, in der zweiten kam eine Tochter zur Welt.
Anna starb 1932 mit 65 Jahren.
Dieses Gerüst einer Biografie dient dem Autor als Grundlage seines Buches. Er verwebt zeitgeschichtliche Ereignisse mit den Lebensstationen seiner Uroma, was ich sehr gelungen fand, um einen besseren Eindruck von der Welt, in der Anna lebte, zu bekommen.
Trotzdem bleibt vieles reine Spekulation und das Bild von Anna, das beim Lesen kreiert wird, ist abhängig von den Ideen und der Vorstellungskraft des Urenkels und auch der Lesenden. Ich habe mich gefragt, ob es mich stört, wenn ein biografisches Buch überwiegend auf Vermutungen basiert. Hmmm.
Ich denke, Henning Sussebach gelingt durch seine Offenheit und den Hinweis darauf, dass alles auch hätte anders sein können, hier durchaus der Spagat zwischen Biografie und Kopfkino.
Ich mochte das Buch, weil es mir einen Einblick in die mögliche Lebenswelt auch meiner Uroma präsentiert hat. Trotzdem hat es mich nicht vom Hocker gehauen. Aber das ist bei dieser Art der Erzählung vielleicht ja auch gar nicht die Intention.
„Wohl jeder Mensch kennt das tiefe Erschrecken, wenn ihm bewusst wird, wie sehr seine Existenz auf Zufällen beruht.“
Anna Kalthoff kam im Alter von 20 Jahren 1887 als Lehrerin in das kleine Dorf Cobbenrode im Sauerland. Nach dem Tod ihres Vaters wurde sie von ihrer Mutter aus ihrem Heimatort Horn die Niederland geschickt, wo sie sich in Steyl im St. Josefskloster auf dem Lehrerdienst vorbereitete.
In Cobbenrode nun verliebte sie sich in Clemens Vogelheim, der ein moderner Mann gewesen zu sein scheint: Er besaß ein Fahrrad und gründete den „Verein Sport“. Weder dem Familienoberhaupt Vogelheim noch dem Staat gefiel jedoch diese Liaison der Lehrerin mit dem Kaufmannssohn und so konnten die beiden erst sehr viel später (nach dem Tod des Vaters und der Aufgabe der Lehrposition) heiraten.
Die glückliche Zeit hielt leider nur kurz an und Anna heiratete erneut, dieses Mal einen sehr introvertierten Mann, Bernhard Raesfeld. Aus der ersten Ehe brachte sie einen Sohn mit, in der zweiten kam eine Tochter zur Welt.
Anna starb 1932 mit 65 Jahren.
Dieses Gerüst einer Biografie dient dem Autor als Grundlage seines Buches. Er verwebt zeitgeschichtliche Ereignisse mit den Lebensstationen seiner Uroma, was ich sehr gelungen fand, um einen besseren Eindruck von der Welt, in der Anna lebte, zu bekommen.
Trotzdem bleibt vieles reine Spekulation und das Bild von Anna, das beim Lesen kreiert wird, ist abhängig von den Ideen und der Vorstellungskraft des Urenkels und auch der Lesenden. Ich habe mich gefragt, ob es mich stört, wenn ein biografisches Buch überwiegend auf Vermutungen basiert. Hmmm.
Ich denke, Henning Sussebach gelingt durch seine Offenheit und den Hinweis darauf, dass alles auch hätte anders sein können, hier durchaus der Spagat zwischen Biografie und Kopfkino.
Ich mochte das Buch, weil es mir einen Einblick in die mögliche Lebenswelt auch meiner Uroma präsentiert hat. Trotzdem hat es mich nicht vom Hocker gehauen. Aber das ist bei dieser Art der Erzählung vielleicht ja auch gar nicht die Intention.
„Wohl jeder Mensch kennt das tiefe Erschrecken, wenn ihm bewusst wird, wie sehr seine Existenz auf Zufällen beruht.“