Eine berührende Geschichte!

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Henning Sußebach gelingt mit „Anna, oder: Was von einem Leben bleibt“ ein bemerkenswert sensibles Porträt eines Menschenlebens, das zunächst unscheinbar wirkt – und gerade darin große Tiefe entfaltet. In seiner feinen, genauen Sprache zeichnet der Autor das Bild seiner Urgroßmutter, deren Lebensgeschichte für viele stehen könnte, die nicht im Rampenlicht stehen und deren Spuren dennoch Bedeutung haben.

Anna wird nicht idealisiert, sondern in all ihren Widersprüchen und Wandlungen ernst genommen. Sussebach beobachtet präzise und urteilsfrei. Dabei entsteht kein sentimental verklärtes Erinnerungsbuch, sondern eine reflektierte Annäherung an das, was ein Leben ausmacht – im Alltag, in der Stille, in den kleinen Entscheidungen und den großen Verlusten.

Formal bewegt sich das Buch zwischen erzählender Reportage, literarischer Skizze und dokumentarischer Erinnerung. Diese Mischung liest sich überraschend fesselnd – getragen von einem Ton, der empathisch bleibt, ohne ins Pathetische zu kippen. Besonders eindrucksvoll ist, wie der Text auf Distanz und Nähe zugleich setzt: Die journalistische Sorgfalt trifft auf literarische Feinfühligkeit.

Fazit: Ein nachdenklich stimmendes, sehr fein komponiertes Buch, das uns mit sanfter Kraft an das Erinnern erinnert. Für alle, die Geschichten über das gelebte Leben suchen – jenseits der großen Schlagzeilen.