Eine Zeitreise

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maja610 Avatar

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"Anna oder: Was von einem Leben bleibt" von Henning Sulzbach ist ein interessanter, überraschend lebendiger Bericht über das Leben einer Frau im späten neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhundert.
Der Schreibstil ist so atmosphärisch, leicht und fließend, dass man beim Lesen kaum bemerkt, wie die Zeit vergeht.
Besonders interessant fand ich, dass ich ein Buch im Präteritum erwartet habe, aber eins vorfand, dass in weiten Teilen im Futur II geschrieben ist. Immer wieder erhält der Autor auf intelligente Weise die Erinnerung an und das Bewusstsein für die Vergänglichkeit, nicht nur die der Vergangenheit, sondern auch die unserer eigenen Gegenwart in Aspekten, die normalerweise unbedacht bleiben "Möglich, dass die Abwesenheit von Kondensstreifen [in 100 Jahren] nicht mehr erwähnenswert ist, weil Flugzeuge dann anders angetrieben werden." Ich habe das Gefühl, dass auf gerade mal 200 Seiten mein Horizont bedeutend erweitert wurde.
Ein bittersüßes Werk, das zumindest rudimentär an ein Leben erinnert, das wie die meisten anderen sonst längst vergessen wäre.