Familiengeschichte, Biografie und Sachbuch

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Zweigeteilt wie der Titel des Buches ist auch der Text. Es geht sowohl um Anna, die Urgroßmutter des Autors Henning Sussebach, als auch den historischen Hintergrund ihrer Zeit. Nimmt man es ganz genau, gibt es auch noch die inneren Monologe des Autors. Diese haben durchaus philosophische Züge und sind eindeutig dem zweiten Titel zuzuordnen.

Die Kunst besteht nun darin, alle Elemente des Textes zu einem stimmigen Ganzen zu verbinden. Keine einfache Aufgabe, doch sie gelingt dem Autor. Anfangs noch etwas abgehakt, aber im weiteren Verlauf fügen sich alle Teile wie von selbst zusammen. So entsteht eine einzigartige Kombination aus Biografie und Sachbuch. Alles unterlegt mit einem pointierten Schreibstil. Kurz, knapp, auf den Punkt und gleichzeitig emotional und voller Wertschätzung. Anna wird mit all ihren Facetten dargestellt. Vor allem als eine außergewöhnliche Frau, die um 1900 ihr Leben meisterte und dabei in mancher Hinsicht ihrer Zeit voraus war.

Dem Autor ist es wichtig, seine Protagonisten aus möglichst vielen Blickwinkeln zu betrachten. Da ist nichts Anmaßendes in seinen Worten, stattdessen die schonungslose Offenlegung seiner Herausforderungen. Vor allem das Spekulative, wenn man über Menschen schreibt, die bereits verstorben sind. Was bleibt von einem Leben? Diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch, gibt ihm Halt und Struktur.

Den Buchumschlag ziert ein Bild von Leon Giran-Max: „Frau in einem Mohnfeld“. Eine weite Landschaft ist erkennbar, sie passt zu den philosophischen Ansätzen. Auch im Text gibt es Bilder. Fast alles Fotos aus dem Familienbesitz des Autors. Er beschreibt sie so treffend, dass es für die Lesenden eine Freude ist, Bild und Text zu vergleichen.

Aus meiner Sicht ist „Anna oder Was von einem Leben bleibt“ eine absolute Leseempfehlung.