Sehr berührend

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fruggielicious Avatar

Von

Anna oder: Was von einem Leben bleibt von Henning Sussebach

„Dieses Buch ist der Versuch, eine Erinnerung zu retten.“

Das Buch hat mich berührt und ich finde es sehr lesenswert! Habe gar nicht damit gerechnet, dass es mich so mitreißen würde.

Der Autor macht sich auf die Spuren seiner Urgroßmutter Anna. Er hat nicht sehr viele Quellen zur Verfügung, einiges überlegt er sich, wie es gewesen sein könnte, anhand der gesellschaftlichen und politischen Situation in Deutschland rund um die Jahrhundertwende vom 19. ins 20. Jahrhundert.

„Anna war dabei, als die Welt sich weitete, die Räume für eine Frau wie sie aber eng blieben.“

Aber nicht mit Anna, sie ist ihren Weg gegangen und hat sich nicht unterkriegen lassen. Zweimal heiratete sie aus Liebe (jeweils einen jüngeren Mann, damals undenkbar 🤭), leitete die örtliche Poststelle und lebte ein volles Leben.

Ich habe das große Glück, meine Urgroßeltern mütterlicherseits gut gekannt zu haben 🫶🏻, vielleicht hat das Buch deshalb so mit mir räsoniert. Früher oder später werden wir alle eine Generation sein, die viele Generationen zurückliegt. Der Autor kämpft mit seinem Werk gegen die Zweidimensionalität, die länger verstorbenen Menschen oft anhaftet. Was hat sie angetrieben? Was haben sie gefühlt? Wer waren sie außerhalb von politischen Umbrüchen? Es geht nicht immer um die großen geschichtlichen Ereignisse, sondern um die kleinen Dinge des Alltags.

Sehr tolles, berührendes und emphatisches Buch!

Macht Euch gern ein eigenes Bild!

5/5⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️