Wie mag es gewesen sein? Auf Spurensuche.

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An allererster Stelle sei gesagt, dass es von meiner Seite wieder ein großes Kompliment an die Cover- und Buchgestaltung für den Verlag gibt. Ganz sicher hätte ich auch im Buchladen zu diesem Schmuckstück gegriffen.
Aber auch der Inhalt konnte mich wirklich berühren und überzeugen. Wir begleiten Anna, die im Sauerland Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts ihren Weg geht. Wir wandeln auf den Spuren eines Frauenlebens, das wie das vieler ihrer Zeitgenossinnen mutig und tatkräftig gelebt wurde. Anna geht ihren Weg für die damaligen Verhältnisse wirklich fortschrittlich und dass wir heute etwas über sie erfahren dürfen, obwohl niemand mehr verblieben ist, der sie noch persönlich gekannt hat, liegt im Engagement ihres Urgroßenkels und Autors Henning Sussebach begründet. Er hat eine Sammlung aus Zeitzeugnissen zusammengestellt und rekonstruiert anhand derer das Leben dieser besonderen Frau, die stellvertretend für so viele steht, deren Geschichte unerzählt bleiben wird. Der Schreibstil ist dabei flüssig und mühelos zu lesen und es bereitet Freude, gemeinsam mit dem Autor zu mutmaßen, welche Begebenheiten sich aus den unterschiedlichen Schriftstücken und Kleinoden ableiten lassen. Ich habe initial kurz inne gehalten und mich gefragt, was das eigentlich für ein Genre ist, in dem aus Zeitzeugnissen Geschichten kreiert werden und ob mich dieser der Fantasie entsprungene Aspekt stört. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass er das nicht tut und ich dadurch einen sehr nachvollzieh- und nachfühlbaren Einblick in längst vergangene Alltagsstrukturen erhalten konnte. Dabei wächst die Achtung für die Leistung, die es bedeutet in der damaligen Zeit ein Frauenleben zu leben. Und ebenso blüht auch der Wunsch, noch mehr solcher Frauen im Rahmen von Erzählungen ein Denkmal zu setzen. Eine kurzweilige Lektüre, die meinen Horizont erweitert hat und für die ich eine Empfehlung aussprechen möchte.