kunstvoll, komplex, verwirrend
„Antichristie“ von Mithu Sanyal ist ein Buch, das mich auf mehreren Ebenen beeindruckt und gleichzeitig herausgefordert hat. Es verbindet Geschichte, Politik und persönliche Geschichten auf eine so komplexe Weise, dass man als Leser*in ständig zwischen den verschiedenen Ebenen hin- und herspringt. Die Idee, dass Durga, die Protagonistin, von der Gegenwart ins London von 1906 reist und plötzlich im Körper eines jungen indischen Mannes steckt, fand ich spannend – aber auch z.T. auch schwierig zu folgen. Was das Buch wirklich besonders macht, ist die Fülle an Wissen, die Sanyal zusammenträgt. Kolonialgeschichte, Widerstand und Fragen nach Feminismus und Rassismus werden kunstvoll miteinander verwoben. Ich habe viel dazugelernt. Gleichzeitig habe ich mich manchmal überfordert gefühlt, besonders bei den historischen und politischen Diskussionen. Da habe ich mich öfter „außen vor“ gefühlt und hatte Schwierigkeiten, den Überblick zu behalten. Auf jeden Fall kein Buch, das man einfach mal so nebenbei liest. Es fordert viel Aufmerksamkeit und auch etwas Vorwissen, um wirklich alles zu erfassen. Gleichzeitig hat mich die künstlerische und unkonventionelle Gestaltung von Sanyal immer wieder inspiriert. Vor allem der Aufbau und die Art, wie die verschiedenen Ebenen miteinander verknüpft werden hat mich nachhaltig beeindruckt.