Postkoloniale Verwerfung

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robertp Avatar

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Das Titelbild ist oben und unten mit einem indischen Ornament geschmückt, ein riesiger Tiger scheint die Queen Elizabeth II anzugreifen. In diesem Buch wird England und die Geschichte Indiens eine große Rolle spielen.
Durga ist Deutsche mit indischem Vater. Ihre Mutter eine emanzipierte Unabhängigkeitskämpferin, sei es für Frauenrechte oder später für die indische Unabhängigkeit, stirbt gleich am Anfang und beim Verstreuen ihrer Asche spürt Durga nochmals ihre Mutter zwischen den Zähnen. Die Erinnerung an Sie dominiert die Kindheit der jungen Drehbuchautorin und auch noch in ihren späteren Jahren wird ihre Begeisterung für den Freiheitskampf der Inder ihr Leben beeinflussen. Wie?
Nun knapp nach der Beerdigung (besser Verschüttung der Asche) reist Durga zu einem Workshop nach London. Im Agatha Christie Writers Room sollen neue Ansätze für eine politisch korrekte Verfilmung von Hercule Poirots Romanen erarbeitet werden. Durga findet sich aber plötzlich als Mann und im indischen Widerstand gegen die Kolonialmacht England im Jahre 1905 wieder. Im India House lernt sie all die Helden des Befreingskampfes kennen, die ihre Mutter in ihrem Leben idealisiert hatte. Im Verlauf des Romans wechselt sie nun laufend (wirklich rasant) die beiden Epochen.
Der Roman spielt nun zwischen den beiden Zeitebenen. Als junger Inder Janjeev lernt sie, dass gewaltloser Widerstand zunächst von Gewalt (Attentate, Bombenbau) angetrieben werden muss, als Durga, dass Agatha Christie sakrosankt in England ist. Die Zeiten wechseln für mich als Leser so abrupt, dass ich (und auch Durga) stellenweise nur durch den Namen der Protagonisten feststellen kann in welcher Gestalt ich mich befinde – .. Welche Zeit war real? Die Kutschentaxis-und-Bombenbau-India-House-Zeit oder die Poirot-umschreiben-und-vor-der-Tür-dafür-beschimpft-werden-Zeit-im-Florin-Court?. S. 224. Beim Lesen erfährt man viel über Aufstände, Massaker und Attentate, die überlagert wurden von DER Geschichte des gewaltfreien Marsches von Mahatma Gandhi und Kurzweiliges darüber einen Film kulturhistorisch richtig zu inszenieren. Gott sei Dank ergänzt das Buch ein Glossar mit den wichtigsten Personen, dennoch ist es schwierig den langen Passagen über den Freiheitskampf zu folgen.
Ein Buch für alle die sich über den Freiheitskampf der Inder informieren wollen und nicht zögern langatmige Passagen über den Widerstand zwischen verschiedenen Fraktionen der Freiheitskämpfer zu lesen. Für mich war es schwierig bis zum Schluss durchzuhalten.